LiteraTour NORD 2017/2018

Vorgestellt: Die Kandidaten im Überblick

Zwischen Oktober 2017 und Januar 2018 reisen die Autorinnen und Autoren durch Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Publikum darf bei der Entscheidung über den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord mitwirken!

Hier stellen wir die AutorInnen der LiteraTour Nord und ihre Bücher in der Reihenfolge ihrer Lesungen kurz vor:

Michael Roes

Lesung in Rostock: Dienstag, 24. Oktober, 20:00 Uhr
Literaturhaus Rostock

Michael Roes, geboren 1960 in Rhede/Westfalen, lebt in Berlin. Mehrjährige Aufenthalte im Jemen, in Israel, Algerien und den USA bilden den Hintergrund für viele seiner Bücher, Essays, Theaterstücke, Radiofeatures und Filme. 1993 erhielt er den Else-Lasker-Schüler-Preis, 1997 den Literaturpreis der Stadt Bremen, 2006 den Alice Salomon Poetik Preis für sein Gesamtwerk. 2012 erreichte er mit seinem Roman »Die Laute « die Longlist des Deutschen Buchpreises. »Zeithain« ist sein zwölfter Roman.

»Zeithain«

Eines der erschütterndsten Dramen der deutschen Geschichte ereignete sich im 18. Jahrhundert in Zeithain. Es handelt von Friedrich dem Großen, der als junger Kronprinz unter dem Regime seines Vaters unvorstellbar leidet. In seiner Not wendet sich Fritz an seinen einzigen Freund, Hans Hermann von Katte. Er soll ihm helfen, ins Ausland zu fliehen, wäh­rend sein Vater von der Militärparade in Zeithain abgelenkt ist. Katte, ein Offizier des Königs, gerät in einen tiefen Zwiespalt, doch er kann der Zuspitzung der Ereignisse nicht entrinnen. Als die Pläne auffliegen, ist es Katte, an dem ein Exempel statuiert wird – und der Kronprinz muss bei seiner Hinrichtung zusehen.
Wer war dieser Katte? Wie konnte er, der selbst mit einem strengen, distanzierten Vater aufwuchs, sich verhalten? Philip Stanhope, ein entfernter Nachfahre, sucht an den Orten von Kattes Leben nach Antworten. Er fühlt sich ein in die Welt des pietistischen Preußen und zeigt, wie stark die Gefühle und Werte der damaligen Zeit uns immer noch prägen. Michael Roes’ Roman ist eine gewaltige literarische Recher­che und zugleich ein faszinierendes Abenteuer deutscher Geistesgeschichte.

Portrait über Michael Roes:

https://www.youtube.com/watch?v=EsKACvlVI0Y&feature=youtu.be

Carmen Stephan

Lesung in Rostock: Dienstag, 07. November, 20:00 Uhr
andere buchhandlung

Carmen Stephan, 1974 im bayerischen Berching geboren, arbeitete mehrere Jahre als Autorin in Brasilien. Heute wohnt sie in Genf. 2005 erschien der Geschichtenband »Brasília Stories« und 2012 ihr erster Roman »Mal Aria«, für den sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2012 und dem Debütpreis des Buddenbrookhauses 2013 ausgezeichnet wurde.

»It's all true«

Brasilien, Nordosten, 1941. Vier Männer wollen nicht länger hinnehmen, was falsch ist. Sie bauen ein Floß und machen sich auf den Weg zum Präsidenten. Zweitausend Kilometer segeln sie auf ihrer Jangada über das Meer. Barfuß. Ohne Karte, ohne Kompass. Die Sterne führen sie. Es sind die Fischer Jerônimo, Mané Preto, Tatá und ihr Anführer, Jacaré. Sie fahren für etwas so Einfaches wie Großes: das Recht, am Leben zu sein. Nach 61 Tagen erreichen sie Rio de Janeiro und sind Helden. Der Hollywood-Regisseur Orson Welles, dessen Film »Citizen Kane« gerade in den Kinos lief, will ihre kühne Odyssee verfilmen – doch bei den Dreharbeiten fällt Jacaré von Bord und verschwindet im Meer.

Portrait über Carmen Stephan: https://youtu.be/4joF_6YQ-5w

Jochen Schmidt

Lesung in Rostock: Dienstag, 05. Dezember, 20:00 Uhr
Literaturhaus Rostock

Jochen Schmidt, geboren 1970 in Berlin, studierte dort Informatik, Germanistik und Romanistik. Im Rahmen seines Studiums hat er sich in Brest, Valencia, Rom, New York und Moskau aufgehalten; daneben arbeitete er als Übersetzer für Französisch und Katalanisch. Er hat einen Roman und verschiedene Erzählungen verfasst. 1999 erhielt er den Open-Mike-Literaturpreis der Literaturwerkstatt Berlin. 2004 erhielt er den Förderpreis zum Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor.

»Zuckersand«

Karl, zwei Jahre alt, entdeckt die Welt und sein Vater möchte ihm dabei nicht im Wege stehen. Karls Expeditionen in die Gegenstandswelt von Wohnung und Straße, Spielplatz und Geschäften, die sein Vater liebevoll begleitet, lösen zahlreiche Erinnerungen und Betrachtungen über dessen eigene Kindheit und deren Gegenstandswelt aus. Der Vater will nicht nur Karls Kindheitsglück, sondern auch die Dinge seiner eigenen Kindheit retten und bewahren. Dies ist nicht der einzige Konflikt in seiner innigen Beziehung zu Karls Mutter Klara, die in der Denkmalschutzbehörde arbeitet, und aus dem Büro per SMS Anweisungen zu Karls Erziehung schickt. Und die Aussicht, endlich eine gemeinsame Wohnung zu beziehen, gefährdet zugleich die „Wunderkammer“ voller bedeutungsvoller Gebrauchsgegenstände, die der Ich-Erzähler zu Hause hütet …
Eine solche Wunderkammer der Beobachtungen und Reflexionen, tückischer und lustiger Begegnungen ist auch Jochen Schmidts neuer, ebenso komischer wie zutiefst berührender Roman über Karl und seine Eltern.

Portrait über Jochen Schmidt: https://youtu.be/RQaH6mGHkjU

Mariana Leky

Lesung in Rostock: Dienstag, 09. Januar, 20:00 Uhr
andere buchhandlung

Mariana Leky studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Sie lebt in Berlin und Köln. Mit ihren ersten Erzählungen gewann sie den Allegra Preis 2000. Für den 2001 bei DuMont erschienenen Erzählband »Liebesperlen« wurde sie mit dem Niedersächsischen Literaturförderpreis und dem Stipendium des Landes Bayern ausgezeichnet. 2005 wurde sie für ihren Roman »Erste Hilfe« mit dem Förderpreis für junge Künstler in der Sparte Dichtung/Schriftstellerei des Landes NRW ausgezeichnet.

 

»Was man von hier aus sehen kann«

Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben

Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
»Was man von hier aus sehen kann« ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …

Portrait über Mariana Leky: https://youtu.be/XA9O3Z1EqwU

Lukas Bärfuss

Lesung in Rostock: Dienstag, 23. Januar, 20:00 Uhr
andere buchhandlung

Lukas Bärfuss wurde 1971 in Thun geboren. Nach der Matura absolvierte er eine Ausbildung zum Buchhändler. Seit 1997 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Zürich. Neben zahlreichen Theaterstücken schreibt er auch Prosatexte und Hörspiele. Für sein Stück »Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)« wurde er 2005 zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Das Stück erhielt im selben Jahr den Mülheimer Dramatikerpreis. 2008 erhielt er für seinen ersten Roman »Hundert Tage« den Anna-Seghers-Preis. Für seinen zweiten Roman »Koala« wird er 2014 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Seit dem Frühsommer 2015 ist Lukas Bärfuss Mitglied der Akademie für deutsche Sprache und Dichtung.

 

»Hagard«

Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017

In jedem seiner Romane wagt Lukas Bärfuss sich auf neues Terrain. In »Hagard« folgt er einem Verfolger, und als Leser fühlt man sich fortwährend ganz nah an dessen Kopf.

Ein Mann, eben stand er während des Feierabendgedrängels noch am Eingang eines Warenhauses, folgt aus einer Laune heraus einer Frau. Er kennt sie nicht, sieht sie auch nur von hinten, aber wie in einem Spiel sagt er sich: Geht sie dort entlang, folge ich ihr nicht weiter; geht sie in die andere Richtung, spiele ich das Spiel noch eine kleine Weile weiter. Es bedeutet ja nichts, niemand kommt zu Schaden, und der Abstand in der Menge ist so groß, dass die Frau es gar nicht bemerken wird. Eher ist es eine sportliche Aufgabe, sie in der Menge nicht zu verlieren.
In einer knappen Stunde hat Philip ohnehin einen wichtigen Termin. Aber schon fragt er sich, ob der nicht auch zu verschieben wäre, bis zur Abendverabredung bliebe ja noch etwas Zeit. Was ihn bewegt, ist erst einmal unklar. Ist der Verfolger einfach ein gelangweilter Schnösel? Ein Verrückter? Ein Verbrecher? Er scheint selbst vor etwas zu fliehen.
Etwas Bedrohliches liegt in der Luft, etwas Getriebenes. Ein atemloser Sog entsteht, in den auch der Leser gerät, je länger die Verfolgung anhält. Allen Sinneswahrnehmungen haftet etwas beunruhigend Surreales an. Die aufgerufenen Fragen über unsere Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert gewinnen eine unabweisbare Schärfe.

Portrait über Lukas Bärfuss: https://youtu.be/1UWo4K2hD7o

Jonas Lüscher

Lesung in Rostock: Dienstag, 30. Januar, 20:00 Uhr
Literaturhaus Rostock

Jonas Lüscher wuchs in Bern auf, wo er auch von 1994 bis 1998 das Evangelische Lehrerseminar Muristalden besuchte (Ausbildung zum Primarlehrer). Nach einigen Jahren als Dramaturg und Stoffentwickler in der Münchner Filmwirtschaft studierte er von 2005 bis 2009 an der Hochschule für Philosophie München. Nebenbei arbeitete Lüscher als freiberuflicher Lektor. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Lüscher lebt seit 2001 in München. Seine erste Novelle »Frühling der Barbaren« wurde 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert, ebenso für den Schweizer Buchpreis, und erhielt mehrere Auszeichnungen.

»Kraft«

SWR Bestenliste Februar 2017: Platz 1

Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford University, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort sind eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …
Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.

Portrait über Jonas Lüscher: https://youtu.be/dQ2Du7qgQ2s