6 Fragen an 6 Poeten

Interview mit Peter Neumann

 

1. Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben und vorgezeigt?

Im Sommer 2007 bei einer Schreibwerkstatt auf Burg Ranis in Thüringen. Ich hatte ganz viele Texte mitgenommen, habe mich dann aber nur für zwei kleinere Gedichte entschieden, Siebenzeiler. Eines davon hat der Kritik standgehalten, „Kirschen“ heißt das. Das habe ich dann auch in meinen ersten Gedichtband „Schonung“ aufgenommen.

 

2. Was bedeutet das Schreiben für dich?

Schreiben bedeutet für mich, mit der Welt und mir selbst in Konflikt zu treten, Verbindungen zu knüpfen zwischen Dingen, die so vielleicht nicht zueinander gehören, die aber dann doch durch verschiedene Räume und Zeiten miteinander verbunden sind.

 

3. Wie, glaubst du, wird sich die Schriftkultur in den nächsten 50 Jahren verändern?

Das Buch wird natürlich nicht aussterben. Ich vertrete da einen komplementären Ansatz. Je mehr Medien, desto mehr Formerweiterungen, aber klar, auch desto mehr Verantwortungen. Aber jede Formerweiterung bietet neue Potenziale, das interessiert mich. Was das Bild des Autors/der Autorin betrifft: Das hat sich heute stark verändert im Gegensatz zu den letzten 50 Jahren. Den „Großschriftsteller“, der die Welt erklärt, gibt es heute nicht mehr. Und den wird es, denke ich, auch in 50 Jahren nicht mehr geben.

 

4. Was ist für dich im Vergleich zu anderen Künsten das Besondere an der Literatur?

Ich kann eigentlich nur sagen, was das Besondere an Lyrik ist. Ich müsste darüber länger nachdenken oder einen Aufsatz schreiben (lacht). Das Besondere an der Lyrik ist, dass es eine Form der äußersten Verdichtung ist. Gedichte sind kleine, konzentrierte Konfliktgeschichten des Kosmos.

 

5. Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich als letztes inspiriert?

Man liest viele Bücher. Zuletzt habe ich von Anke Stelling „Fürsorge“ gelesen, gerade frisch erschienen. Ein raffiniertes Buch. Ansonsten den Gedichtband „Knochenmusik“ von Werner Söllner und den Roman „Hool“ von Philipp Winkler, beide aus dem letzten Jahr. Und natürlich alles von Uwe Johnson (lacht).

 

6. Was kommt für dich nach dem Poetencamp?

Arbeit (lacht). Im nächsten Jahr wird ein neuer Gedichtband von mir erscheinen: „areale und tage“, so der Arbeitstitel. Hoffentlich auch meine Dissertation, die ich gerade beendet habe, und ein Sachbuch, das sich mit den Jenaer Konstellationen um 1800 beschäftigt. Wenn alles gut geht, werden also drei Bücher im nächsten Jahr erscheinen.