6 Fragen an 6 Poeten

 

 

Interview mit Christiane Kiesow 

 

Frage 1: Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben?

Christiane Kiesow:Spontan würde ich sagen, vor zwei Wochen. Ich glaube, Autorendasein macht aus, dass man immer unzufrieden ist mit dem, was man schreibt. Und sich maximal für die letzten zwei Wochen mit einem Text zufriedengeben kann, bevor er dann schon wieder schlecht wird.

 

Frage 2: Was bedeutet für dich das Schreiben?

Christiane Kiesow: Das Schreiben ist für mich eines der wichtigsten Kommunikationsmittel. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es mir wichtiger ist als zum Beispiel mündliche Kommunikationsformen. Mit einem Freund habe ich mich sogar darauf geeinigt, dass wir uns weniger treffen, damit wir uns häufiger schreiben können.

 

Frage 3: Im Jahr 2050, gibt es da noch Menschen, die schreiben? Wie verändert sich die Schriftkultur?

Christiane Kiesow:Ich glaube, der Mensch ist grundsätzlich das Wesen, das Sprache verwendet. Zum Menschen gehört Sprache einfach dazu. Deshalb wird es auch immer Menschen geben, die schreiben. Ich glaube, der Literaturbegriff wird sich ein bisschen verändern, an Grenzen verlieren. Vielleicht wird es Tagebücher von Schimpansen geben, und die Computerprogramme werden so weit entwickelt sein, dass sie eigenständig Literatur produzieren können.

 

Frage 4: Was ist für dich das Besondere an der Literatur? Im Vergleich zu anderen Künsten?

Christiane Kiesow: Literatur kommt, zumindest in Buchform, noch weitestgehend ohne Werbung aus. Ich glaube, sie ist die unökonomischste Kunstform, wenn man mal in Richtung Zettel's Traum von Arno Schmidt denkt. Das hat Dimensionen, die zumindest kein Musikstück erfüllen könnte. Und ich glaube, sie ist auf lange Sicht auch die wirkungsmächtigste Kunstform. Das kann man ja am Koran und an der Bibel sehen, wie weitreichend die Wirkung von Literatur ist.

 

Frage 5: Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich zuletzt inspiriert?

Christiane Kiesow:Meiner Buchstabeneuter Milchwuchtordnung von Titus Meyer. Ist ein heftiger Begriff. Das ist der Palindrom- und Anagramm-Künstler dieses Jahres, würde ich sagen. Das hat mich wahnsinnig beeinflusst.

 

Frage 6: Was kommt für dich nach dem Poetencamp?

Christiane Kiesow: Ich glaube, ich werde erst mal ausschlafen, und dann werde ich vielleicht versuchen mich aufs Open Mike zu bewerben.