Interview mit Felix Ferlemann

(c)

1. Wann hast du deinen ersten vorzeigbaren Text geschrieben und vorgezeigt?

Mit 16 schrieb ich meinen ersten Liebesbrief, von dem ich sehr überzeugt war. Ich hoffte er würde mein Gegenüber beeindrucken. Leider war dem nicht so. Doch bis heute bin ich mir sicher, dass den Text keine Schuld trifft.

2. Was bedeutet das Schreiben für dich? 

Das Schreiben ist für mich eine Entlastung des Gedächtnis, eine Befreiung von Gedanken und ein Versuch sich mit der Welt in Beziehung zu setzen. Es läuft an gegen die Kontingenz und Vergänglichkeit des Lebens. Es sucht Trost in der (vergeblichen) Mühe festzuhalten, was vergangen scheint.

3. Wie, glaubst du, wird sich die Schriftkultur in den nächsten 50 Jahren verändern?

In 50 Jahren werden die meisten Menschen Texte nur noch mit ihren smarten Brillen schreiben. Sie projizieren eine Tastatur vor ihr Sichtfeld, die sie mit ihren Augenbewegungen steuern. Nur die Schriftsteller*innen bleiben altmodisch, wie gehabt und schreiben weiterhin mit Stift, Papier und Laptop. 

4. Was ist für dich im Vergleich zu anderen Künsten das Besondere an der Literatur?

Kein anderes Medium arbeitet so intensiv mit dem, was uns alltäglich umgibt: die Sprache. Und sie tut es, im besten Falle, auf eine unerhörte Weise. So eröffnet sie andere und vielfältige Weisen sich auszudrücken und vor allem wahrzunehmen. In der Literatur kann die Welt eine andere werden, als sie auf dem ersten Blick scheint. Und trotzdem ist sie die unsere.

5. Schreiben kommt vom Lesen. Welches Buch hat dich zuletzt inspiriert? 

Das Schöne, Schäbige und Schwankende von Brigitte Kronauer. Die 2019 gestorbene Schriftstellerin porträtiert in 13 mal 3 Romangeschichten  Menscheninmitten oder an der Schwelle ihres Lebens.  Kronauer ist eine sprachmächtige, aufmerksame und immer feinfühlige Beobachterin, manchmal scharfzüngig, doch immer voller Zärtlichkeit für jedes Individuum.

6. Was kommt nach dem Poetencamp?

Nach dem Camp werde ich im Rahmen meines Studiums daran arbeiten, ein Romankonzept zu entwickeln. Parallel hoffe ich, noch viele Texte anderswo veröffentlichen und präsentieren zu können.