Programmarchiv Literaturhaus Rostock

14. Mai 2019 | 20:00 Unter Freund*innen: Saša Stanišić & Katharina Adler

Lesung aus den Romanen: »Herkunft« & »Ida« [mehr]

Befreundete Autor*innen im Gespräch auf der Bühne: In unserer Reihe »Unter Freund*innen« berichten Autor*innen von ihrem Alltag als Schriftsteller*in und tauschen sich zwanglos im Werkstattgespräch über ihre Erfahrungen aus. Moderiert werden die Abende von Emily Grunert (Literaturhaus Rostock).  Den Anfang machen die Autor*innen Saša Stanišić und Katharina Adler: In Stanišićs Roman »Herkunft« geht es um Heimaten: Jene, die der Erinnerung entspringen, aber auch jene, die rein erfunden sind. Sommer spielen eine große Rolle – zum Beispiel der Sommer, in dem der Großvater der Großmutter beim Tanzen so fest auf den Fuß trat, dass er selbst womöglich nie geboren worden wäre. Der Sommer, in dem er fast ertrank. Der Sommer, in dem Angela Merkel die Grenzen öffnen ließ, und der, in dem er über die Grenzen floh. Ein Buch über den Zufall des geboren Werdens und das, was danach kommt. Mit Geschichten von sowjetischen Großtanten, bosnischen Polizisten, Marxismus-Professorinnen, die Marx vergessen haben, und einer Grundschule mit nur drei Schülern. Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Sein Debütroman »Wie der Soldat das Grammofon repariert« wurde in 31 Sprachen übersetzt. Mit »Vor dem Fest« gelang Stanišić erneut ein großer Wurf; der Roman war ein SPIEGEL-Bestseller und ist mit dem renommierten Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden. Für den Erzählungsband »Fallensteller« erhielt er den Rheingau Literatur Preis sowie den Schubart-Literaturpreis. Saša Stanišić lebt und arbeitet in Hamburg. Katharina Adler berichtet in ihrer Biografie »Ida« über den Werdegang ihrer Urgroßmutter, die im 20. Jahrhundert bei niemand geringerem als Sigmund Freud vorzeitig die Behandlungskur abbrach. Die Geschichte des jüdischen Mädchens mit ‘petite hystérie‘, das unter dem falschen Namen „Dora“ bekannt wurde, erregte Mitleid und erlangte Ruhm. Katharina Adler erzählt nun von den unterschiedlichen Facetten der Frau von damals: Wie sie ihren Kampf mit Welt- und Nervenkriegen meisterte, und von dem, was nach dem Zuschlagen von Freuds Praxistür passierte. Ein Plädoyer für die Wahrheit der Empfindung und die Vielfalt ihrer Versionen. Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Bereits für das Manuskript ihres ersten Romans, 'Ida', erhielt sie das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und wurde 2015 für den Alfred-Döblin-Preis nominiert. 2018, nach Erscheinen des Buches, folgte die Nominierung für den Klaus-Michael Kühne-Preis und den ZDF-aspekte-Literaturpreis. Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 9,- €/ 6,- € ermäßigt
Vvk.: 6,- €, Pressezentrum; unter diesem Link und in der anderen buchhandlung

10. Mai 2019 | 20:00 Rückblick Diana Ringelsiep und Felix Bundschuh »A Global Mess«

Auf SubkulTOUR durch Südostasien[mehr]

Am Freitag, den 10. Mai, hatten wir das Vergnügen Diana Ringelsiep bei uns zu begrüßen. Ihr Partner Felix Bundschuh hatte leider persönliche Verpflichtungen, denen es nachkommen musste, und war daher nicht anwesend. Ringelsiep beichtete, wie nervös sie sei, da es nicht nur die erste Lesung mit »A Global Mess« war, sondern auch ihre erste Lesung überhaupt. Trotz ihrer Aufregung, war Ringelsiep sympathisch und locker und man sah ihr die Begeisterung für ihr Projekt an.
Ihre kurze Einführung bestand aus einer Nacherzählung der Entstehung von »A Global Mess«. Ringelsiep und Bundschuh hatten beide zur selben Zeit ihren Job gekündigt, unabhängig voneinander, und sich zufällig auf einer Party wiedergetroffen. Aus einer „Weinlaune“ heraus, wie Ringelsiep es so schön nannte, entstand die Idee für das Abenteuer. Ringelsiep und Bundschuh sind beide bekennende Punks und interessierten sich schon immer für die weltweite Underground-Szene. Sie wollten an Orte fahren, an denen Untergrundbewegungen noch echte Rebellion bedeutet. Also machten sie sich auf den Weg nach Südostasien.
Aus dieser Reise entstanden nicht nur ein Buch, sondern auch ein 90-minütiger Film und ein Sampler, mit Musik von lokalen Bands. Ringelsiep versicherte uns, dass das Buch und der Film recht unterschiedlich seien, vor allem, da die 150 Stunden Filmmaterial sehr stark komprimiert werden mussten. Das Buch ist subjektiver, ungekürzter und die Autor*innen reflektieren das Geschehene und ihre Gedanken direkter. Es wird aus den Perspektiven der beiden Reisenden erzählt, wodurch man einen Einblick in ihre persönlichen Gefühle und Eindrücke bekommt.
Aufgrund von Bundschuhs Abwesenheit, fing Ringelsiep die Lesung in der Mitte des Buches an, in Singapur. Sie erzählte von den Eindrücken der Stadt, schilderte wie ihr die frische Haarfarbe dank der feuchten Hitze das Gesicht runterlief und teilte ihren Erfahrungen mit der Underground-Szene der Stadt. Während sie las, wurden Bilder gezeigt, was die Geschichte schön unterstrich. Zwischen den einzelnen vorgelesenen Passagen, erzählte uns Ringelsiep noch mehr Details zu der Reise, sodass man eine sehr gute Vorstellung von den Erlebnissen bekam. Wir hörten nicht nur von den guten Erlebnissen, sondern auch von den Schwierigkeiten der Kontaktaufnahme aufgrund von Sprachbarrieren und Gefahren der Untergrundszene dieser Länder, dank der strikten Gesetzte, und wie sie sich bei dem allen fühlte.
Ihr Abenteuer fasste sie zusammen mit „in der Ferne nach Hause kommen“. Denn trotz der verschiedenen Kulturen und Sprachen, trafen sie überall auf Gleichgesinnte, die sie mit offenen Armen begrüßten. Ob es Punks waren, Rapper oder Street-Artist, alle verband dasselbe Gefühl der Rebellion, den Wunsch die Welt zu verbessern und dafür zu kämpfen.
Nach der Lesung des Buches, hatten wir das Privileg den vollständigen Film zusehen. Die beeindruckenden Bilder dieser südostasiatischen Länder machten Lust auf Reisen, die Interviews mit Bands und Künstler*innen verschafften einen Einblick in das Leben der Menschen und die Aufnahmen von den Konzerten ließen uns atemlos zurück.
Am Ende kam noch eine Frage aus dem Publikum: wie geht es jetzt für die beiden weiter? Ringelsiep verriet, dass sie und Bundschuh die letzten Monate konstant an diesem Projekt gearbeitet haben und noch gar nicht weiterdenken konnten. Jetzt steht erstmal eine Lese- und Filmreise an, was danach kommt, steht noch in den Sternen. Wir bedanken uns für diesen aufregenden und lehrreichen Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung des Peter-Weiss-Haus e.V., des Kollektivs analoge Kultur und des Literaturhauses Rostock. Natalie Dielmann (Praktikantin Literaturhaus Rostock)

10. Mai 2019 | 20:00 Diana Ringelsiep und Felix Bundschuh: »A Global Mess«

Auf SubkulTOUR quer durch Südostasien[mehr]

Jede Generation rebelliert aufs Neue gegen die Werte und Moralvorstellungen ihrer Eltern. Doch wen soll das noch schockieren, wenn es Sex-Pistols-Shirts von der Stange gibt und Gangster-Rap im Radio läuft? Die Journalistin Diana Ringelsiep und der Musikmanager Felix Bundschuh sind dort hingegangen, wo Subkultur noch echte Rebellion bedeutet. Auf ihrer Reise quer durch Südostasien sind sie der Frage nachgegangen, welches Lebensgefühl junge Menschen verschiedener Untergrundbewegungen weltweit miteinander verbindet. »A Global Mess« erzählt die Geschichte zweier Freunde, die sich auf eine abenteuerliche Reise ans Ende der Welt begeben haben, um Orte zu erkunden, die in keinem Reiseführer stehen. Sie besuchten Underground-Konzerte in verlassenen Gebäuden, gerieten in heikle Situationen abseits der üblichen Touristenpfade und führten zahlreiche Gespräche mit Bands, Street Artists und Riot Grrrls.

In ihrem episodenhaft erzählten Buch gewähren Diana und Felix Einblicke in ihren Reisealltag und erzählen aus wechselnden Perspektiven von ihren Erlebnissen. Dabei greifen sie auch auf Tagebucheinträge, E-Mails, SMS- Dialoge und Interviews zurück, die sie unterwegs geführt haben. Diese besondere Mischung aus Reiseanekdoten und journalistisch aufbereiteten Rechercheergebnissen macht »A Global Mess« zu einem einzigartigen Zeitzeugnis, das die globale Verbundenheit verschiedener Subkulturen dokumentiert. Diana Ringelsiep, ist 1985 in Bochum geboren, war Teil der Dorfpunkjugend in Nordhessen, und absolvierte ein Studium an der Universität der Künste in Berlin. Seither schreibt die Kulturjournalistin für verschiedene Magazine und Tageszeitungen. Ihre Texte erschienen u. a. in Tageszeitungen wie »FAZ«, »taz« und »Tagesspiegel« sowie in zahlreichen Musik- und Lifestylemagazinen. Von 2013 bis 2015 war Diana Ringelsiep Mitherausgeberin des »PUNKROCK! Fanzine«, für das sie zahlreiche Interviews führte und eine regelmäßige Kolumne schrieb. Inhaltlich befasst sie sich am liebsten mit Themen rund um »Pizza, Punk und Popkultur«. Felix Bundschuh wurde 1985 in Stuttgart geboren. Kurz darauf zog er mit seiner Familie ins Ruhrgebiet, in den 90er-Jahren ging es weiter in die USA. Als Teenager kehrte er im Jahr 2000 zurück nach Deutschland, wo er den Punk für sich entdeckte und seine erste Band gründete. Schließlich verschlug es ihn auch beruflich in die Musikbranche. So arbeitete Felix Bundschuh in den vergangenen Jahren als A&R- und Produktmanager für unterschiedliche Plattenfirmen und Medienunternehmen. Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 6,- € /erm. 4,- € (nur an der Abendkasse) Eine gemeinsame Veranstaltung des Peter-Weiss-Haus e.V., des Kollektivs analoge Kultur und des Literaturhauses Rostock.

05. Mai 2019 | 10:00 Spaziergang 1 – Im Raume lesen wir die Zeit

Treffpunkt: Kröpeliner Tor | Dr. Wolfgang Gabler[mehr]

Rostock beherbergt die älteste Universität Nordeuropas. Gern wird sie als „Leuchte des Nordens“ bezeichnet. Sie wurde 1419 gegründet und sandte über die Jahrhunderte hinweg Signale aus, die viele Dichter erreichten. Vor 500 Jahren gehörte Ulrich von Hutten zu ihnen. Viele, die nach ihm kamen, waren einst kaum weniger berühmt, aber nur wenige sind in Erinnerung geblieben. Dennoch war die Universität nicht nur ein Hort der Schönen Literatur, sondern auch eine Institution, deren Mitglieder Literatur behinderten, aussortierten, gar verbrannten.
Damit symbolisiert allein dieses Gebäude die Gegensätze der Literaturgeschichte auf engstem Raum. Solche Spannungen sind Thema dieses Spaziergangs durch das literarische Rostock.   In der Nördliche Altstadt etwa stoßen wir auf ein seltsames Reiterdenkmal, das längst zu einer Art literarischem Wahrzeichen Rostocks wurde.                 Was es mit diesem Bronzeguss von Jo Jastram auf sich hat, wo Fritz Reuter in dieser Gegend andockte und warum das Kempowski-Ufer eine ziemlich heikle Ehrung darstellt, sind nur drei der reizvollen Fragen, die auf diesem Spaziergang aufgeworfen und – Schritt für Schritt –  beantwortet werden. Teilnahmegebühr: 5,-
Treffpunkt: Kröpeliner Tor
Die literarischen Spaziergänge durch die »Literaturstadt Rostock« basieren auf dem gleichnamigen Buch, erschienen bei edition a. b. fischer. Erhältlich ist das Buch direkt beim Verlag oder in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe.