Programmarchiv Literaturhaus Rostock

14. April 2016 | 20:00 Ronja von Rönne: „Wir kommen“

Moderation: Ulrika Rinke[mehr]

Vier wohlstandsverwahrloste Endzwanziger, die stur ihr polyamouröses Lebenskonzept gegen die sandige Langeweile der Zehnerjahre verteidigen

In Noras Heimatdorf gehört es sich, den Nachbarn zu grüßen, den Rasen zu mähen und am Ende des Lebens zu sterben. Dass sich plötzlich ausgerechnet Maja, Noras beste Freundin aus Kindheitstagen, an diese althergebrachten Regeln hält und einfach stirbt, kann Nora nicht glauben. Für eine Beerdigung hat Nora ohnehin keine Zeit: Nachts wecken sie Panikattacken, sie muss sich um eine Schildkröte kümmern und ihre einst so progressive Beziehung zu viert droht auseinanderzubrechen. Und dann fährt auch noch ihr Therapeut in Urlaub. Bis zu seiner Rückkehr soll Nora ihre Tage in einem Tagebuch dokumentieren. Also berichtet sie, wie sie sich mit Karl, Leonie, Jonas und einem schweigenden Kind ans Meer flüchtet, um das Verschworene zwischen ihnen zu retten. Doch statt hoffnungsvoller Zukunft drängt sich immer mehr Noras Vergangenheit in den Vordergrund. Es muss doch etwas geben, denken die vier, das sie wieder zusammenzuschweißen vermag, ein großes Fest etwa. Oder ein Mord.

»Wir kommen« ist das Tagebuch einer ganzen Generation und eine zynische Abrechnung mit jeder Konvention. Doch immer wieder bricht der Sound, wird verzeihlich, komisch, poetisch. Ronja von Rönne, 1992 in Berlin geboren, lebt in Berlin und Grassau. Seit 2015 Redakteurin im Feuilleton der Welt. Mehr von der Autorin unter www.sudelheft.de Eintritt: 9,00 € / 7,00 € * * Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes und Mitglieder im Literaturhaus-Verein Zum Vorverkauf über MV-Ticket

12. April 2016 | 20:00 Radka Denemarková: „Ein herrlicher Flecken Erde“

Moderation: Wolfram Tschiche[mehr]

Gita Lauschmann gehört der sudetendeutschen Bevölkerungsgruppe an. Und sie ist Jüdin, hat im NS-Vernichtungslager fast alle Familienangehörigen verloren und kam nur knapp mit dem Leben davon. Jetzt kehrt die Sechzehnjährige heim, erschöpft und voller Hoffnung. Doch in ihrem Elternhaus lebt inzwischen ein tschechisches Elternpaar, und Gita muss die Erfahrung machen, dass sie keinen Platz mehr hat, der ihr gehört, dass man ihr all ihren Besitz streitig macht. Und dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Dieser kompromisslose Roman, für den die Autorin mit dem bedeutendsten tschechischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, wagt einen kritischen Blick auf die verdrängte deutsch-tschechische Nachkriegsgeschichte und zeigt, dass Vergangenheit nicht vergeht. Radka Denemarková, geboren 1968, studierte Germanistik und Bohemistik in Prag, wo sie 1997 promovierte. Sie unterrichtet am Institut für tschechische Literatur in Prag, übersetzt aus dem Deutschen (u.a. Bertolt Brecht) und arbeitet als freie Journalistin. »Ein herrlicher Flecken Erde«, ihr zweiter Roman, wurde mit dem »Magnesia Litera« ausgezeichnet; 2011 erhielten sie und ihre Übersetzerin den erstmalig vergebenen Usedomer Literaturpreis.
Eintritt: 7,00 €/5,00 € *
* Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes und Mitglieder im Literaturhaus-Verein

07. April 2016 | 19:00 Frank Apunkt Schneider: „Deutschpop halt's Maul!“

Eine Diskussionsveranstaltung in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg Stiftung und Soziale Bildung e.V. im Rahmen des politischen Donnerstages[mehr]

Die Frage nach den Texten und Gesinnungen in aktueller deutscher Rock- und Popmusik: Im Windschatten englischer Texte entstand eine neue Generation, die endlich ganz unverkrampft deutsch singen wollte. Tomte, Kettcar oder Klee sangen (noch …) nicht für Deutschland, aber ihr kleinbürgerlicher Gemütsindiepop passt gut zum Entkrampfungsbefehl der Berliner Republik. An das, was dafür aufgegeben wurde, erinnert der Autor, und wir werden mit ihm unsere Erfahrungen diskutieren.
Frank Apunkt Schneider ist unfreier Künstler, Autor und selbsternannter Poptheoretiker, Mitherausgeber der Testcard, Redakteur bei Skug und außerdem der deutsche Außenposten der Kulturbewegung monochrom (www.monochrom.at). Aktuelle Veröffentlichung: „Deutschpop halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung“ (Ventil Verlag 2015). Eintritt frei
(Spenden willkommen)

01. April 2016 | 20:00 Ahne: "Wir schaffen das schon"

Ahne liest, singt und trinkt[mehr]

Das neue Programm des Alten Meisters in seinen ureigenen Worten: „Wir schaffen das schon“ ist ein Satz, der an Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist. „Wir“, das sind wir alle, also das geneigte Publikum und ich, derjenige, der auf der Bühne den Kasper macht, seine neuen Texte vorliest, sich mit Gott unterhält und auch mal singt, mit glockenhellem Stimmchen. „Wir“, das ist das Volk, das umschließt sämtliche Menschen auf der gesamten Erde, aber auch Tiere und Pflanzen und den ganzen Rest (Pilze, Traktorreifen, Altöl). Und „schaffen das schon“ dürfte ebenfalls klar sein, denn bisher haben „Wir“ es ja immer geschafft und werden es auch weiterhin schaffen, dafür sorgt allein schon die Zeit. Irgendwann nämlich ist es vorbei, geschafft, is so, kannste jeden Wissenschaftler fragen.
Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war für ihn ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Hausbesetzer. Ahne war etliche Jahre bei den Surfpoeten aktiv und liest jeden Sonntag bei der Berliner Reformbühne Heim & Welt. Insgesamt sind vier Bände seiner »Zwiegespräche mit Gott«, drei Bücher mit Kurzgeschichten sowie ein Lyrikband bei Voland & Quist erschienen. Ahne ist einer der bekanntesten Lesebühnenautoren der Welt. Eintritt: 7,00 € / 5,00 €*

* Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes und Mitglieder im Literaturhaus-Verein

Karten jibtet im Vorvakoof bei MV-Ticket.