Programmarchiv Literaturhaus Rostock

29. Mai 2019 | 20:00 Rückblick Linus Volkmann »Wie werde ich Popstar (und warum?)

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Am 29. Mai war Linus Volkmann zum zweiten Mal zu Gast im Literaturhaus  Rostock, diesmal mit seiner neuen Live-Show und dem gleichnamigen Buch  »Wie werde ich Popstar (und warum?)«.
Der gebürtige Frankfurter ist ein sympathischer, ja fast schon schüchterner Mann off-stage, verwandelt sich aber in einen charismatischen Stand-up Comedian sobald das Scheinwerferlicht auf ihn fällt.
Der Beginn der Veranstaltung wurde von einem imposanten Countdown angekündigt, von Volkmann selbst zusammengestellt. Mit einer Powerpoint-Präsentation und einigen Requisiten auf dem Tisch, konnte man sich schon auf eine interessante Show einstellen.
Um warm zu werden, erzählte Volkmann dem Publikum von seiner bisherigen Lesereise, untermalt mit privaten Bildern (ein Foto der Bettwanzenbisse auf seinem Oberschenkel sorgte für Oohs und Aahs im Publikum. Und auch die schöne Steinmauer-Sicht aus seinem Hotelzimmerfenster beeindruckte sehr.).
Gewappnet mit einer Jägermeister-Cola-Mischung gab Volkmann eine Schritt-für-Schritt Anleitung, wie genau man den Popstar wird und was man beachten sollte. Doch Achtung Disclaimer: nur weil man die Schritte befolgt, heißt es nicht, dass man erfolgreich wird!
Passend zum Immergut Festival am vergangenen Wochenende stellte Volkmann eine Liste mit Gründen vor, warum er Festivals hasst. Unteranderem beschwerte er sich über die Preise an den Getränkeständen. Hier gab er uns hilfreiche Tipps zum Schmuggeln von Alkohol. Höhepunkt war die Zuschauerbeteiligung. Volkmann ließ das Publikum seine abenteuerlichen Mischungen von Klosterfrau Melissengeist – Mate und Doppelherz – Cola probieren. Die Meinung war einstimmig: Kann man machen, muss man aber definitiv nicht!
Im letzten Teil zeigte uns Volkmann mit Hilfe seiner eigenen Instagram Posts und Stories, wie man zum Influencer wird. Seine Reihe der 20 schlechtesten deutschen Bands sollte man allemal gesehen haben.
Schon von Beginn an war die Stimmung im Publikum sehr gut, das Lachen konnte niemand unterdrücken. Volkmann lieferte, was er versprach: Einen heiteren Abend voller Wahn, Erkenntnisse und Entertainment.
Wir bedanken uns herzlich bei Linus Volkmann für diesen amüsanten Abend. Natalie Dielmann
(Praktikantin Literaturhaus Rostock)

29. Mai 2019 | 20:00 Linus Volkmann: »Sprengt die Charts! Wie werde ich Popstar (und warum?)«

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Stars, das sind immer die anderen – nie man selbst. Blickt man in den Spiegel oder auf die Altglasberge in der Küche, wundert das nicht wirklich. Allerdings sind doch gerade im Pop die Protagonisten auch nicht besser aufgestellt. Die haben bloß Photoshop und trinken ihre Chantré-Cola eben vom Fass.Letztlich ist der Unterschied zu einem selbst gar nicht so groß (und in Musik hat man vielleicht sogar selbst mal eine Drei oder besser). Es ist eben alles nur eine Frage des „Wie?“ Linus Volkmann verrät in seinem neuen Live-Programm, wie man selbst so fame wird, dass man von ihm dann verrissen werden kann. Nach „Die Beatles sind Idioten - Radiohead auch“ kommt nun: „SPRENGT DIE CHARTS! WIE WERDE ICH POPSTAR – UND WARUM?“ - Wie kommt man auch ohne Proben nach oben? - Wie überlebe ich ein Festival? - Wie werde ich trotz Chart-Hit nicht sofort Alkoholiker? - Wem verkaufe ich meine Hochzeitsfotos, wenn ich Lady Gaga oder Ryan Gossling heirate? Bunte, BILD-Zeitung oder doch lieber Bussi Bär? Ein heiterer Abend voller Wahn, Erkenntnisse und Entertainment. Linus Volkmann, geboren in Frankfurt, lebt in Köln. Er ist Buchautor und Popjournalist, lange Zeit arbeitete er als stellvertretender Chefredakteur für das Magazin Intro – nun aber ist er frei wie Sperrmüll auf der Straße. Seine Texte, Rants und Clips finden sich unter anderem bei WDR/Cosmo, Titanic, Die Zeit, Spiegel Online, VICE … Zudem konzipiert er Beiträge für Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale, das Stück »Eier aus Stahl – Max Giesinger und die deutsche Industriemusik« erhielt 2018 den Grimme-Preis. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 10,- € zzgl. Gebühr/ erm. 8 € zzgl. Gebühr
Vvk. im Pressezentrum und unter diesem Link.


28. Mai 2019 | 20:00 ABGESAGT! Inger-Maria Mahlke »Archipel«

Nachholtermin für die Lesung im April! Alle bereits erworbenen Tickets behalten ihre Gültigkeit[mehr]

Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2018! Teneriffa, 2015: Rosa kehrt nach einem abgebrochenen Kunststudium aus Madrid zurück auf die Insel, in das Haus der Bernadottes, die einst die Geschicke der Insel bestimmten. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau, doch es scheint, als könnte sie es im Altenheim von La Laguna finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio: Kurier im Spanischen Bürgerkrieg, Gefangener der Faschisten. Heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater, aber kein Bernadotte – er kennt Privilegien nur als die der anderen. Von seiner Tochter hält er sich fern, seit sie in den vormals einflussreichen Clan hineingeheiratet hat und als Politikerin aktiv ist … Inger-Maria Mahlke ist in nur wenigen Jahren zu einer der renommiertesten deutschen Schriftstellerinnen avanciert. Ihre mitreißende Erzählkunst widmet sich den Wohlangesehenen ebenso wie den Namenlosen: In »Archipel« führt sie rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Entstanden ist ein großer europäischer Roman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa.

Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike, 2010 debütierte sie mit »Silberfischchen«, es folgten der Roman »Rechnung offen« und »Wie Ihr wollt« (Shortlist Dt. Buchpreis). Sie wurde u.a. mit Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet und war Stipendiatin im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21, 18057 Rostock
Eintritt: 9,- €/erm. 7,- €
Vvk.: andere Buchhandlung
Eine gemeinsame Veranstaltung der anderen buchhandlung, der Universität Rostock und des Literaturhauses Rostock.

23. Mai 2019 | 20:15 Rückblick Kleiner Mann - was nun?

Ein Hans-Fallada-Abend mit Hannelore Hoger und Uwe Naumann[mehr]

Am 23. Mai hatten die Universitätsbuchhandlung Hugendubel und das Literaturhaus Rostock die große Ehre eine von Deutschlands beliebtesten Schauspielerinnen und ihren Lektor zu begrüßen: Hannelore Hoger und Uwe Naumann.
Mit tosendem Applaus wurden die beiden von den über 240 Besucher*innen willkommen geheißen. Wie Florian Rieger, Leiter der Rostocker Hugendubel Filiale, bei der Begrüßung bemerkte, handelte es sich damit um die zweitgrößte Veranstaltung, die die Buchhandlung in den letzten zehn Jahren veranstaltet hat.
Die Freundschaft von Hoger und Naumann entstand vor einigen Jahren während ihrer Zusammenarbeit an Hogers Autobiographie »Ohne Liebe trauern die Sterne. Bilder aus meinem Leben«. Es war immer das Ziel, weiter zusammen zu arbeiten. Aus diesem Grund haben sie gemeinsam einen Hans-Fallada-Abend konzipiert, zu Ehren des erfolgreichen deutschen Schriftstellers Hans Fallada (1893-1947).
Hoger eröffnete die Lesung mit dem ersten Kapitel von »Kleiner Mann – was nun?«, Falladas erstem Roman, erschienen in 1932. Ihr lebendiges Vorlesen versetzte das Publikum in Staunen und brachte es zum Lachen. Nach der ersten vorgelesenen Passage erzählte Hoger von ihren Erlebnissen als ‚Lämmchen‘ in der Theaterproduktion des Romans von Peter Zadek. Die Zuschauer*innen hatten das Vergnügen eine kurze Strophe aus einem der Lieder zu hören, die damals extra für die Inszenierung geschrieben wurden. Zwischendurch erzählte Naumann aus Falladas Leben,  kontextualisierte sein Werk und strukturierte so den Abend.  
Als zweites las Hoger aus Falladas letztem, 1947 erschienenem Buch »Jeder stirbt für sich allein«, eine bewegende Geschichte des Widerstands im Nazi-Deutschland der 1940er Jahre. Naumann berichtete von Falladas eigenem Leben unter dem  Nazi-Regime. Auch in seinem bis 2009 unveröffentlichten Gefängnistagebuch »In meinem fremden Land« schilderte Fallada sein Leben während der NS-Zeit. Hoger und Naumann lasen beide Passagen aus dem Tagebuch.
Um den Abend auf einer erfreulicheren Note enden zu lassen, las Hoger aus »Geschichten aus der Muckelei«. Diese Geschichten hatte Fallada seinen Kindern erzählt, die darauf bestanden, dass „Onkel Rowohlt“ (so nannten sie den damaligen Verleger Ernst Rowohlt) sie abdruckte. Die lustige und herzerwärmende Geschichte  sorgte wieder für gute Stimmung.
Die ausgewählten Texte zeigten die große Bandbreite von Falladas Werken und seinem Können. Hoger las mit viel Gefühl und Naumann brachte uns die Person des Hans Fallada näher.
Beide Akteure wurden mit anhaltendem Applaus verabschiedet. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für diesen wundervollen Abend. Eine gemeinsame Veranstaltung der Universitätsbuchhandlung Hugendubel und des Literaturhauses Rostock. Natalie Dielmann
(Praktikantin Literaturhaus Rostock)

23. Mai 2019 | 20:15 Kleiner Mann - was nun?

Ein Hans-Fallada-Abend mit Hannelore Hoger und Uwe Naumann[mehr]

Hannelore Hoger hat mit ihrem Lektor Uwe Naumann einen Hans Fallada-Abend zusammengestellt. Mit Auszügen aus seinen schönsten Romanen und eindrucksvollen Briefdokumenten entsteht ein mitreißendes Bild vom Leben und Wirken des Schriftstellers. Hannelore Hoger ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Als unkonventionelle Kommissarin Bella Block hat sie jahrzehntelang viele Millionen Zuschauer begeistert. Aber sie hat auch ganz andere Seiten und Gesichter, wie ihre 2017 veröffentlichten Erinnerungen „Ohne Liebe trauern die Sterne“ zeigen. Theatergeschichte schrieb sie unter anderem in einer legendären Inszenierung von Peter Zadek: als ‚Lämmchen‘ in Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“. Jetzt hat sie zusammen mit ihrem Lektor Uwe Naumann einen Fallada-Abend zusammengestellt. Mit Auszügen aus Falladas schönsten Romanen und eindrucksvollen Briefdokumenten entsteht ein mitreißendes Bild vom Leben und Wirken des Schriftstellers, von dem Robert Musil sagte: „In Falladas Büchern ist Menschengeruch. Das Leben zappelt in ihnen. Er entzückt durch seine Natürlichkeit.“ Auch der spät wiederentdeckte Widerstandsroman „Jeder stirbt für sich allein“, der in den letzten Jahren zu einer weltweiten Fallada-Renaissance führte, wird in der Lesung vorgestellt. Ort: Universitätsbuchhandlung Hugendubel, Kröpeliner Straße 41, 18055 Rostock
Eintritt: 16,– €*, erm. 11,– €**
*Mit Kundenkarte 30% Rabatt
** Für Mitglieder des Literaturhauses Rostock.
Vvk.: bei Hugendubel Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universitätsbuchhandlung Hugendubel.

19. Mai 2019 | 10:00 Spaziergang 2 – Literaturstadt in allen Belangen

Treffpunkt: Kröpeliner Tor | Dr. Sigurd Schmidt[mehr]

Literatur in Rostock ist viel mehr als nur das Schreiben von belletristischen Büchern. Die Literaturgeschichte der Stadt zeigt Rostock als Ort des Druckens, des Verlegens, des Archivierens, Bewahrens und des Sammelns von Literatur – und die Literaturstadt Rostock ist genauso das Gegenteil: ein Ort des Verhinderns, Verbietens, Kontrollierens, Zensierens von Literatur. Das Michaeliskloster gehört zu den ältesten Druckorten Deutschlands. Heute lagern hier die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek, darunter seltene literarische Schätze wie Das Narrenschiff und Reineke Voss, aber auch die von Peter Linde(n)berg in lateinischer Sprache verfassten Rostocker Chronik von 1596. Dem Gebäude gegenüber befinden sich das Kempowski-Archiv und das Kloster zum Heiligen Kreuz. Sie sind als markante literarische Orte Rostocks wichtige Teile des kulturellen Gedächtnisses der Stadt.

Was der Rosengarten, die Große Stadtschule, die Wallanlagen, aber auch die Steintor-Vorstadt literarisch bieten, schlägt einen Bogen durch Jahrhunderte Rostocker Literaturgeschichte und steckt voller Überraschungen. Teilnahmegebühr: 5,-
Treffpunkt: Kröpeliner Tor
Die literarischen Spaziergänge durch die »Literaturstadt Rostock« basieren auf dem gleichnamigen Buch, erschienen bei edition a. b. fischer. Erhältlich ist das Buch direkt beim Verlag oder in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe.

14. Mai 2019 | 20:00 Rückblick "Unter Freund*innen": Saša Stanišić »Herkunft« & Katharina Adler »Ida«

Moderation: Emily Grunert[mehr]

Am 14. Mai präsentierte das Literaturhaus Rostock sein neues Format „Unter Freund*innen“. Hierzu werden wir zwei befreundete Autor*innen einladen, die sich über ihre Arbeitsprozesse, Erfolge und Rückschläge austauschen können. Den Anfang machten am Dienstag Saša Stanišić und Katharina Adler. Den Abend moderierte Emily Grunert (Programmleitung Literaturhaus Rostock).
Beide Schriftsteller*innen beschäftigten sich in ihren zuletzt veröffentlichten Büchern »Herkunft« und »Ida« mit ihrer Familie und Herkunft. Und so war auch gleich die erste Frage, wie sie damit umgegangen sind über ihre eigene Familie zu schreiben.
Adler gestand, dass sie relativ naiv an die Recherche gegangen war, da sie persönlich nicht viel über ihre Urgroßmutter wusste und sie persönlich nicht kannte. Sie wusste nur, dass es viel zu erzählen gab aus dem Leben, nicht nur die kurze Behandlung bei Freud. Adler stellte fest, dass ihre Quellen alle öffentlich zugänglich wären, so hätte also auch jemand, der nicht mit ihrer Urgroßmutter verwandt war, diesen Roman schreiben können.
Stanišić hatte eine andere Herangehensweise, da er die Personen, auf denen die Figuren basieren, kennt. Ausgangspunkt des Schreibprozesses war seine an Demenz erkrankte Großmutter. Er wollte für sie und für sich selber ihre Geschichten finden und festhalten. Durch das Reden mit Freunden, das Stöbern in Archiven und das Lesen von Briefen, konnte Stanišić eine Vielzahl von Ereignissen rekonstruieren und reflektiert betrachten. Seine Familie war über sein Vorhaben informiert und half ihm sogar dabei.
Auf die Frage, ob man befangener schreibe, wenn die eigene Familie involviert sei, antwortete Stanišić, dass es erst schwierig werde, wenn die beschriebenen Personen noch am Leben seien. Adler hatte ihrer Familie ein Jahr lang nicht erzählt, woran sie arbeitete, sie war auf eine negative Reaktion eingestimmt, die glücklicherweise ausblieb. Stanišić fügte hinzu, dass man die Fiktionalisierung von Personen und Ereignissen immer vor sich und seiner Familie rechtfertigen muss, was nicht nur zu einer Selbstreflektion sondern auch zu interessanten Familiengesprächen führen kann. Adler war aufgeregt ihrem Vater die Passagen über seine Eltern zu zeigen, doch er hatte nur ein Kommentar: keine Krawatte, sein Vater hatte nur Fliege getragen! Im Sinne der Reihe „Unter Freund*innen“ waren die beiden Autor*innen jeweils in der Danksagung des anderen zu finden.
Sie erzählten uns, dass sie sich in Leipzig während ihres Studiums kennengelernt hatten und anfingen sich ihre Texte gegenseitig vorzulesen und zu kritisieren. Diesen Werkstatt-Gesprächen kam ihre Freundschaft nie in die Quere. Und noch heute ist dies ein Weg sich gegenseitig zu motivieren und in die richtige Richtung zu lenken, sodass lesbare Ergebnisse entstehen.
Stanišić und Adler sind sich beide einig, dass ihre Bücher ähnliche Motive und Bilder, wie Migration, Ankunft und Fremdheit, aufgreifen, jedoch ist ihnen das erst im Nachhinein aufgefallen, denn der Schreibprozess war bei beiden sehr unterschiedlich. Um dies zu unterstreichen, lasen beide Passagen  zu den Themen Flucht und Ankunft.
Katharina Adler machte den Anfang. Sie las mehrere Passagen aus ihrem Buch vor. Ihr ausdrucksvolles Lesen verzauberte das Publikum und brachte es an mehreren Stellen zum Lachen. Es fühlte sich fast wie einer Theatervorführung an, da Adler verschiedene Gesichtsausdrücke und Stimmenlagen für Figuren benutzte. Man bekam einen hervorragenden Eindruck von dem Roman und der Hauptfigur Ida.
Der Roman umfasst eine sehr lange Zeitspanne vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der 1940er Jahre. Adler hatte sich bewusst hierfür entschieden, da die Zeitspanne von drei Monaten, in der Ida Adler bei Freud in Behandlung war, sehr detailliert dokumentiert ist, der Rest ihres spannenden Lebens jedoch nicht. Auch ihr Schreibprozess war, wie das Buch, nicht chronologisch. Adler hatte Schwierigkeiten sich der Person Ida Adler zu nähern und hat daher mit einer Zeit angefangen, in der Ida mit Personen verkehrte, denen Katharina Adler selbst noch begegnet war.
Nach ein paar weiteren kurzen Fragen an Adler, las Stanišić mehrere Passagen aus seinem Buch.
Das Publikum hörte ihm gespannt zu, als er mit ausschweifender Gestik und begeisterte Stimme las und erzählte. Mit vollem Körpereinsatz trug er seine sensationell witzigen und fast schon naiven Auszüge vor und brachte das Publikum mehr als einmal lauthals zum Lachen. Am Ende hingen alle gespannt an seinen Lippen. Da nicht mehr viel Zeit blieb, beantwortete Stanišić noch die Frage, was genau sein Buch denn nun sei? Roman, Autobiographie, Essayband oder Ähnliches? Er selber wusste auch keine Antwort darauf, da vertraut er seinen Leser*innen. Sie werden schon wissen, was Fakt und was Fiktion ist. Obwohl er sich mit einem Thema beschäftigt hatte, das politisiert, wollte es keine politische Aussage treffen oder eine Moral vermitteln. Dank seiner Jugend-Tagebücher und Vokabelhefte, konnte er ein sehr detailliertes Bild seiner Jugend schaffen, mit all den guten und schlechten Erinnerungen an die Ankunft in Deutschland. Die wichtige Frage zum Abschluss war, was für die Autor*innen als nächstes ansteht. Stanišić wurde angefragt, den Text zu einem Fantasy-Spiel zu schreiben, worauf er sich schon sehr freut. Adler beendet bald ihre Lesereise und macht sich wieder an die Arbeit, um ein weiteres hervorragendes Buch zu schreiben. Stanišić und Adler wurden mit einem langen und tosenden Applaus verabschiedet.  Wir bedankung uns sehr für diesen unvergesslichen Abend und den hervorragenden Start einer neuen Reihe. Natalie Dielmann
(Praktikantin Literaturhaus Rostock)