Programmarchiv Literaturhaus Rostock

26. Februar 2019 | 20:00 Rückblick zur Lesung mit Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah

Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah »Eure Heimat ist unser Albtraum« | Moderation: Emily Grunert[mehr]

Am 26. Februar 2019 um 20 Uhr besuchten zahlreiche Zuschauer die Lesung von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, die ihren Essayband »Eure Heimat ist unser Albtraum« im Literaturhaus Rostock vorstellten, in dem verschiedene Autor*innen Beiträge u.a. zu den Themen „Rassismus“ und „Antisemitismus“, aber auch „Sexualität“ verfassten. „Eigentlich ist der Integrationsprozess komplett stehengeblieben“, sagte Fatma Aydemir, als sie auf den Heimatbegriff und die Fernsehsendung „Hart aber fair“ zu sprechen kamen, die am Tag zuvor dieses Thema behandelt hatte und dafür sehr in der Kritik stand. Als die Frage nach der Definition von Heimat aufkam, meinte Hengameh Yaghoobifarah nur: „Es ist eigentlich egal, was Heimat für mich ist.“. Fatma Aydemir ergänzte mit den Worten: „Es ist ein provokantes Spiel mit einem Graben, der sowieso schon existiert.“ Die beiden Herausgeber*innen antworteten ehrlich und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen auf die Fragen der Moderatorin Emily Grunert, Programmleiterin des Literaturhauses Rostock. Nach der kurzen Gesprächsrunde wurde der erste von insgesamt drei Textauszügen gelesen. In diesem ging es vor allem um das Thema „Vertrauen“. Es wird vom strukturellen Rassismus berichtet und das fehlende Misstrauen in Staat und Regierung beklagt. Im Anschluss kamen sie auf die Entstehung des Buches zu sprechen. Hier erzählten die beiden Herausgeber*innen, dass sie sich in einem Café zusammengesetzt und überlegt hätten, welche Autor*innen für einen Essayband geeignet wären. Bei der Themenwahl waren ihnen Stichworte wie „Vertrauen“, „Sicherheitsbehörden“, „Rassismus“, aber auch „Sexualität“ wichtig, an denen sie sich orientierten, um passende Autor*innen zu finden. Allerdings gab es auch Fälle, in denen sich die Autor*innen selbst Themen auswählten, mit denen sie sich besonders gut auskennen. Neben bestimmten Sachverhalten lag es den beiden Mitautor*innen sehr am Herzen, dass die Texte eine persönliche Ebene zu den Verfasser*innen vorweisen sowie einfach und gut verständlich für jedermann zu lesen seien. Ziel des Buches ist es, dass zum einen die Leser*innen über bestimmte Themen aufgeklärt werden, aber auch Menschen mit den gleichen Erfahrungen die Essays gerne lesen. Im zweiten Textauszug ging es um das Thema „Anders sein“ in Bezug auf die Herkunft, äußerliche Erscheinung und Sexualität sowie auf die soziale Einordnung in der Gesellschaft und „den weißen Blick als Fernglas auf die Welt“, den es aufzudecken gilt. Des Weiteren wurde darauf eingegangen, ob die Frage nach den Wurzeln von rassistischer Natur ist oder nicht. Zwischen dem zweiten und dritten Textauszug erzählten Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah von der Recherche für das Buch und davon, dass vor allem „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow eine bedeutende Rolle für sie spielte. Der dritte Textauszug drehte sich um das Thema „Arbeit“ und den sogenannten „Migrantenbonus“. Insbesondere die geringe Wertschätzung der Migrant*innen und die Ausbeutung der damaligen Gastarbeiter*innen wurden angesprochen und analysiert. Nachdem ein kurzes Gespräch über den Austausch der Autor*innen untereinander und dem unterschiedlichen Feedback zu dem Buch erfolgte, wurde die Diskussion eingeleitet, bei der vom Publikum gelobt, aber auch kritisch hinterfragt wurde. Wir bedanken uns bei Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah für diesen interessanten und aufschlussreichen Abend. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV e.V. Anika Strehlow (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)

26. Februar 2019 | 20:00 Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah: »Eure Heimat ist unser Albtraum«

Moderation: Emily Grunert (Literaturhaus)[mehr]

Das sogenannte „Heimatministerium“ feiert 2019 sein einjähriges Bestehen in Deutschland. Zu diesem Anlass haben mehrere deutschsprachige Autor*innen ihre Erfahrungen von dieser Heimat zusammengetragen – und halten Deutschland damit schonungslos den Spiegel vor: Alltäglicher Rassismus und Antisemitismus, fehlendes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden nach dem NSU-Skandal und auch die Frage nach der Sexualität in Verbindung mit Rassismus gehören zu unserer Demokratie, die sich eigentlich als „vorbildlich“ begreift. In persönlichen Essays berichten u.a. Margarete Stokowski, Sasha Marianna Salzmann, Olga Grjasnowa, Sharon Dodua Otoo oder auch Max Czollek von für sie Alltäglichem, und kritisieren dabei scharf den Umgang Deutschlands mit Menschen, die als „anders“ markiert werden. Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, die Herausgeber*innen der Anthologie, erzählen im Gespräch über den Entstehungsprozess des Buches und berichten über ihre eigenen Erfahrungen. Moderiert wird der Abend von Emily Grunert. Fatma Aydemir, 1986 in Karlsruhe geboren, ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. 2017 erschien ihr Debütroman Ellbogen, für den sie mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet wurde. Als freie Autorin schreibt sie daneben u. a. für das Missy Magazine. 2019 ist sie Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles. Hengameh Yaghoobifarah, geboren 1991 in Kiel, ist freie*r Redakteur*in beim Missy Magazine und bei der taz, schreibt für deutsch-sprachige Medien, u.a. die Kolumne „Habibitus“ für die taz sowie für Spex, an.schläge und für das Literaturjournal politisch schreiben. Yaghoobifarahs Essay Ich war auf der Fusion, und alles, was ich bekam, war ein blutiges Herz erschien 2018.
Vvk.  im Pressezentrum und unter diesem Link.

5,- € zzgl. Gebühr/ erm. 3 € zzgl. Gebühr Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV e.V.

26. Februar 2019 | 20:00 Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah: »Eure Heimat ist unser Albtraum«

Moderation: Emily Grunert (Literaturhaus Rostock)[mehr]

Das sogenannte „Heimatministerium“ feiert 2019 sein einjähriges Bestehen in Deutschland. Zu diesem Anlass haben mehrere deutschsprachige Autor*innen ihre Erfahrungen mit dieser Heimat zusammengetragen  und halten Deutschland damit schonungslos den Spiegel vor: Alltäglicher Rassismus und Antisemitismus, fehlendes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden nach dem NSU-Skandal und auch die Frage nach der Sexualität in Verbindung mit Rassismus gehören zu unserer Demokratie, die sich eigentlich als „vorbildlich“ begreift. In persönlichen Essays berichten u.a. Margarete Stokowski, Sasha Marianna Salzmann, Olga Grjasnowa, Sharon Dodua Otoo & Max Czollek von für sie Alltäglichem, und kritisieren dabei scharf den Umgang Deutschlands mit Menschen, die als „anders“ klassifiziert werden. Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, die Herausgeberinnen des Werkes, lesen ihre eigenen Anthologiebeiträge, erzählen im Gespräch über den Entstehungsprozess des Buches und berichten über ihre Erfahrungen mit Rassismus. Moderiert wird der Abend von Emily Grunert (Literaturhaus Rostock). Fatma Aydemir, 1986 in Karlsruhe geboren, ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. 2017 erschien ihr Debütroman Ellbogen, für den sie mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet wurde. Als freie Autorin schreibt sie daneben u. a. für das Missy Magazine. 2019 ist sie Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles. Hengameh Yaghoobifarah, geboren 1991 in Kiel, ist freie_r Redakteur_in beim Missy Magazine und bei der taz, schreibt für deutsch-sprachige Medien, u.a. die Kolumne „Habibitus“ für die taz sowie für Spex, an.schläge und für das Literaturjournal politisch schreiben. Yaghoobifarahs Essay Ich war auf der Fusion, und alles, was ich bekam, war ein blutiges Herz erschien 2018. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung e.V. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21
Eintritt: 5,-/3,- erm. (Reservierung über untenstehendes Feld möglich)

18. Februar 2019 | 20:00 Rückblick zu Lukas Rietzschel - »Mit der Faust in die Welt schlagen«

Moderation: Linda Vogt[mehr]

Am Abend des 18. Februar betraten der Autor Lukas Rietzschel und seine Lektorin Linda Vogt die Bühne des Literaturhauses Rostock. Mit seinem Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ hat Lukas Rietzschel schon mit 24 Jahren ein bewegendes Porträt über die ostdeutsche Lebensrealität nach der Wende verfasst. Sein Debüt wurde in den Medien vielfach rezipiert und bereits mit einer Nominierung für den Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.
„Ich konnte zuerst nicht glauben, wie jung er noch ist“, berichtete Linda Vogt nach einer herzlichen Begrüßung an die Besucher des Abends, „es ist einfach Wahnsinn, ein großartiger Roman“.

Das Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ handelt von den Brüdern Philipp und Tobias, die in der Provinz Sachsens aufwachsen. Der Hausbau ihrer Eltern scheint der Aufbruch in ein neues Leben zu sein. Doch hinter den Bäumen liegen vergessen die industriellen Hinterlassenschaften der DDR. Die Perspektivlosigkeit wird für Philipp und Tobias immer bedrohlicher. Als es zu Aufmärschen in Dresden kommt und auch ihr Heimatort Flüchtlinge aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. „Goethe und Faust waren meine ersten Berührungen mit Literatur – diese Texte waren für mich schrecklich“, gab Rietzschel zu, als ihn Linda Vogt nach seinen Vorlieben für Literatur fragte. „Anna Karenina von Tolstoi war der erste Roman, mit dem ich mit identifizieren konnte – hier begann meine Liebe zur Literatur“.
Auf der Bühne unterhielt sich Lukas Rietzschel über die Rezeption des Romans seit der Veröffentlichung. Gemeinsam deckten sie die Hintergrund- und Entstehungsgeschichte des Debütromans auf. Literarisch wollte sich Rietzschel den rechtsextremen Themen nähern und er ließ sich durch die radikalen Vorfälle, die er selbst mitbekam, zum Schreiben motivieren.

Anschließend las Rietzschel Ausschnitte aus den drei Teilen des Buches vor. Der erste Ausschnitt aus dem zweiten Teil des Buches handelte von Philipp, welcher einen Klassenkameraden aufsuchte, nachdem ein Hakenkreuz in der Schule gefunden wurde. Sein Mitschüler soll etwas damit zu tun haben und Philipp möchte der Sache auf den Grund gehen.
Eine weitere Szene aus dem dritten Teil des Buches beschrieb eine Festszene, bei der es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Tobias, seinen Freunden und einer Gruppe Ausländern kam. Rietzschel wies am Ende der Szene auf die Wahrhaftigkeit des Geschehenen hin und dass der Aufruhr kaum zu stoppen gewesen sei. „Manchmal steht man verzweifelt daneben und sieht zu, wie der Hass wächst“, bedauerte Rietzschel, als er zum nächsten Kapitel kam.

Abschließend wurden Fragen vom zahlreich erschienen Publikum gestellt. Themen wie körperliche Gewalt, die heutige Gesellschaft und die fehlende Nähe von Mensch zu Mensch wurden angesprochen. Lukas Rietzschel erschuf mit seinem Roman eine tiefenpsychologische und zugleich literarisch stimmige Auskunft über Ostdeutschland. Seine Erzählstimme lässt Figuren lebendig werden, wie man sie in dieser erstickten Masse aus Einsamkeit, Enthausung und Empathielosigkeit nur selten findet. Wir danken Lukas Rietzschel und Linda Vogt für den gelungenen Abend und freuen uns auf ein Wiedersehen.

Eine Kooperationsveranstaltung von Heinrich-Böll-Stiftung M-V und Literaturhaus Rostock.

Frida Jung (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)

18. Februar 2019 | 20:00 Lukas Rietzschel: »Mit der Faust in die Welt schlagen«

Moderation: Linda Vogt (Lektorin der Ullstein Buchverlage)[mehr]

Das Buch der Stunde (Sächsische Zeitung) Philipp und Tobias wachsen in der Provinz Sachsens auf. Im Sommer flirrt hier die Luft über den Betonplatten, im Winter bricht der Frost die Straßen auf. Der Hausbau der Eltern scheint der Aufbruch in ein neues Leben zu sein. Doch hinter den Bäumen liegen vergessen die industriellen Hinterlassenschaften der DDR, schimmert die Oberfläche der Tagebauseen, hinter der Gleichförmigkeit des Alltags schwelt die Angst vor dem Verlust der Heimat. Die Perspektivlosigkeit wird für Philipp und Tobias immer bedrohlicher. Als es zu Aufmärschen in Dresden kommt und auch ihr Heimatort Flüchtlinge aufnehmen soll, eskaliert die Situation. Während sich der eine Bruder in sich selbst zurückzieht, sucht der andere ein Ventil für seine Wut. Auf der Bühne unterhält Lukas Rietzschel sich mit seiner Lektorin über die Entstehung des Romans, die Hintergründe seiner Arbeit und die Rezeption des Romans seit der Veröffenlichung. Eine tiefenpsychologische und zugleich literarisch stimmige Auskunft über Ostdeutschland. Seine Erzählstimme lässt Figuren lebendig werden, wie man sie in dieser erstickten Masse aus Einsamkeit, Enthausung und Empathielosigkeit zuletzt in Christoph Heins „Der fremde Freud“ gelesen zu haben glaubt. (Die Welt) Mit 24 Jahren hat Lukas Rietzschel ein bewegendes Porträt über die ostdeutsche Lebensrealität nach der Wende verfasst. Sein Debüt wurde in den Medien vielfach rezipiert und bereits mit einer Nominierung für den Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Der Autor lebt im sächsischen Görlitz. Linda Vogt ist Lektorin bei den Ullstein Buchverlagen und Programmleiterin bei Ullstein fünf. Sie arbeitete in der Vergangenheit bereits als Lektorin bei der anderen bibliothek und List/Ullstein. Ort: Literaturhaus Rostock (im Peter-Weiss-Haus), Doberaner Straße 21 Eintritt: 6 Euro/ 4 Euro ermäßigt
Vvk. in der anderen Buchhandlung, Pressezentrum sowie unter diesem Link.

Eine Kooperationsveranstaltung von Heinrich-Böll-Stiftung M-V und Literaturhaus Rostock.

12. Februar 2019 | 20:00 Rückblick Stefan Schwarz »Als Männer noch nicht in Betten starben – die deutschen Heldensagen neu erzählt«

Lesung & Gespräch im Literaturhaus Rostock[mehr]

Am 12. Februar beschlossen viele Rostocker die Lesung von Stefan Schwarz, bekannter Journalist und Autor, zu besuchen – bis zu 230 Gäste zählte das Literaturhaus am gestrigen Abend. Stefan Schwarz las aus seinem neuen Buch »Als Männer noch nicht in Betten starben – die deutschen Heldensagen neu erzählt« (erschienen bei Rowohlt), und das wollte sich niemand entgehen lassen.

Sein Buch »Als Männer noch nicht in Betten starben – die deutschen Heldensagen neu erzählt« handelt, wie der Titel schon erahnen lässt, von fremden Ländern und alten Sagen der deutschen Zeit. Mit der feinen Spitze seines unnachahmlichen Humors und einem unverfrorenen Blick für die moralischen Ungeheuerlichkeiten dieser Texte befreit Stefan Schwarz die Heldensagen von Walledeutsch und Männertrutz. Mit unbändiger Fabulierlust und nicht ganz jugendfrei, aber der Handlung treu und frei von albernen Aktualisierungen, führt er durch die Abenteuer von Dietrich von Bern und Siegfried und Kriemhild, König Etzel und Wieland dem Schmied.

Gleich zu Beginn begrüßte Stefan Schwarz das Publikum herzlich und brachte alle mit seinem besonderen Charme zum Lachen. Für ein Facebook Bild ließ er das Publikum in einen simulierten Schlaf sinken, und riss Witze darüber, wie langweilig seine Lesung doch sein wird. Eine Aussage, mit der er garantiert falsch lag.

Nachdem er eine kurze Zusammenfassung über die Handlung zum Besten gab, ging er auf die Entstehungsphase des Buches ein: „Ich musste diesen aktuellen und schönen Stoff einfach nacherzählen – deswegen habe ich ein Update gemacht und alles mit ernsthaftem Humor verpackt“, schilderte Stefan Schwarz dem Publikum und brachte es zum Lachen.

Auf eine unglaublich charmante Art und Weise las er insgesamt fünf Passagen aus seinem Buch vor und fügte sogar noch einen extra Auszug hinzu. Vor jeder Passage erzählte er die historische Geschichte nach und untermauerte diese mit lustigen Einschüben. Er erzählte von Siegfried und Kriemhild, von Dietrich von Bern und auch von dem Zwergenkönig Laurin. Dabei verglich er viele der damaligen Taten und die Charakterzüge der Figuren mit heutigen Verhaltensweisen, um es den Zuhörer*innen anschaulicher zu machen.

In einer kurzen Pause konnte man mit ihm persönlich sprechen und er signierte einem seine Bücher. Zum Abschluss des Abends ging er auf ein weiteres seiner Bücher ein, welches im März erscheinen wird: „Der kleine Gartenversager: Vom Glück und Scheitern im Grünen“, ein Buch über umwerfend komische Weisen, wie man an der Natur verzweifeln kann und warum das Gärtnern dennoch glücklich macht.

Wir freuen uns auf ein weiteres Treffen und danken Stefan Schwarz für den angenehmen, sehr unterhaltenden Abend, den wir gerne in Erinnerung behalten! Frida Jung (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)

05. Februar 2019 | 20:00 Steven Uhly »Den blinden Göttern« | LiteraTour Nord 2018/19

Rückblick zu Steven Uhly | Moderation Prof. Dr. Lutz Hagestedt[mehr]

Das Finale der LiteraTour Nord Saison von 2018/19 fand am 5. Februar gegen 20 Uhr im Literaturhaus Rostock statt und zog einige literatur- und lyrikbegeisterte Leserinnen und Leser an, welche an dem Abend von Emily Grunert, Programmleiterin des Literaturhauses Rostock, herzlich begrüßt wurden.
Steven Uhly, Münchner Autor und Tukan-Preisträger, las aus seinem neuen Buch „Den blinden Göttern“ (Secession Verlag) vor und kam mit dem Publikum und der Moderation durch Professor Lutz Hagestedt von der Universität Rostock angeregt ins Gespräch.

In seinem Roman steht ein gesellschaftsscheuer Buchhändler im Zentrum, welchem durch einen Unbekannten ein Manuskript mit Sonetten zugespielt wird. Der Buchhändler erkennt in den Sonetten ein Meisterwerk und folgt dem Dichter geraume Zeit später in eine Kneipe, wo er das Gespräch mit dem Genie sucht. Doch als der Dichter eines Tages bei ihm zuhause aufkreuzt, gerät seine Welt aus den Fugen. Steven Uhly beschreibt in seinem Roman, der die Gedichte tatsächlich enthält, die Schnittstelle zwischen Wahrheit und Lüge, spielt mit der Wirklichkeit und lässt offen, ob hier eine wahre Geschichte oder eine Persiflage vorliegt.

Zusammen mit Professor Lutz Hagestedt ging Steven Uhly an dem Abend auf die Entstehungsgeschichte des Romans ein, beschrieb seinen eigenen Schreibprozess bei seinen Werken und präsentierte dem Publikum einige der Gedichte aus seinem Roman. „Zuerst gab es die Gedichte. Ich wollte dem Dichter ein Denkmal setzten. Und weil mein Verleger von einem weiteren Gedichtband nicht begeistert war, entschloss ich mich, einen Roman zu schreiben“, fügte Uhly selbstbewusst hinzu, nachdem er sein favorisiertes Gedicht vorgetragen hatte.

Anschließend las er aus seinem ersten Kapitel vor, in dem er den Protagonisten präsentierte, Friedrich Keller. Er stellt ihn als kontaktscheuen Gewohnheitsmenschen dar, was er mit humorvollen Einschüben untermauerte, welche das Publikum zum Lachen brachten. Mit einem kurzen Sprung zum zweiten Kapitel des Buches beschrieb Uhly die erneute Begegnung von unbekanntem Dichter und Protagonisten, der den Dichter schlafend und streng riechend auf seiner Haustreppe findet. Friedrich Keller ist mit der Situation eindeutig überfordert, doch kann seine Begeisterung für den unbekannten Dichter nicht zurückhalten, der ihn mit offener Art gegenüber tritt und seine sonst so geordnete, unberührte Welt auf den Kopf stellt. „Den Dichter kennt man nicht und nachdem der Roman nun veröffentlicht wurde, hoffe ich, dass sich jemand bei mir meldet. Mal sehen, ob sich etwas tut“, deutete Steven Uhly an, als er davon erzählte, wie auch ihm die Gedichte auf überraschende Weise zugesteckt wurden.

„Es ist nicht die Aufgabe des Autors, das Buch zu interpretieren. Das überlasse ich meinen Leserinnen und Lesern“, setzt Uhly zum Abschluss der Lesung lächeln hinzu und rundet damit den Abend erfolgreich ab.
Wir danken Steven Uhly für das gelungene LiteraTour Nord Finale und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Eine gemeinsame Veranstaltung der anderen buchhandlung, der Universität Rostock und des Literaturhauses Rostock im Rahmen der LiteraTour Nord.

Frida Jung (Praktikantin im Literaturhaus Rostock)