Programmarchiv Literaturhaus Rostock

29. November 2016 | 19:30 Wolf Biermann: »Warte nicht auf bessre Zeiten!«

Lesung & Gespräch // Moderation: Julia Westlake (Kulturjournal, NDR Fernsehen) [mehr]

Selten sind persönliches Schicksal und deutsche Geschichte so eng verwoben wie im Leben von Wolf Biermann. In seiner Autobiografie erzählt Biermann, der als 16-Jähriger in die DDR einwanderte, von der Welt der DDR-Diktatur, von Schikanen und Dramen, Auftritts- und Publikationsverboten sowie vom Leben der Boheme am Prenzlauer Berg. Der Liedermacher und Schriftsteller, dessen Ausbürgerung 1976 enorme Proteste in Ost und West auslöste, erinnert auch an seine Eltern: an seinen Vater, der als Jude und Kommunist in Auschwitz ermordet wurde, und an seine Mutter, die ihn aus dem Hamburger Bomben-Inferno rettete. An diesem Abend liest Wolf Biermann nicht nur aus seiner Autobiografie, er begleitet den Abend auch musikalisch.

Wolf Biermann, 1936 in Hamburg geboren, ist Liedermacher, Schriftsteller und Essayist mit einem umfangreichen musikalischen und lyrischen Werk. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Großen Bundesverdienstkreuz, und hielt Ästhetik-Vorlesungen an der Heine-Universität Düsseldorf.  

Eintritt: 8,- € Karten im Vorverkauf zzgl. Gebühr an der Theaterkasse des Volkstheaters Rostock bzw. unter Tel. 0381-38 14 700 / E-Mail: vtrinfo@rostock.de 

Ort: Volkstheater Rostock, Doberaner Str. 135, 18057 Rostock

Eine Veranstaltung der Reihe „Der Norden liest“ vom Kulturjournal, NDR Fernsehen. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen und in Kooperation mit NDR Kultur, dem Volkstheater Rostock, dem Literaturhaus Rostock und der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Mecklenburg-Vorpommern.    

28. November 2016 | 20:00 Christopher Kloeble: »Die unsterbliche Familie Salz«

Lesung & Gespräch Moderation: Katrin Möller-Funck (Kempowski-Archiv Rostock) [mehr]

Reich an Glanz, aber gar nicht voller Schatten war der Abend, den wir mit Christopher Kloeble und seinem dritten Roman „Die unsterbliche Familie Salz“ in der Anderen Buchhandlung verbringen durften. In diesem erzählt er die lange facettenreiche Geschichte der Familie Salz, die wie viele andere Familien Geheimnisse birgt – auch wenn wir manchmal die Augen davor verschließen.

Ungewöhnlich leicht berichtet Kloeble von Intrigen einer Familie, die es Generation für Generation nicht schafft, ein neues Dasein aufzubauen. Dabei führt er den Leser so simpel und schreibgewandt durch die deutsche Geschichte, als wäre er stets dabei gewesen, und erzählt bis in die Zukunft, als wären wir längst im Jahr 2027 angekommen.

Im Gespräch erinnerten sich Moderatorin Ulrika Rinke, die den Roman lektoriert hat, und Christopher Kloeble an die gemeinsame Arbeit.  Jedes kleinste Detail wurde kritisch betrachtet und gegebenenfalls verbessert – so auch die Frage, ob man 1989 in Thüringen noch von einer „Fahrerlaubnis“ oder von einem „Führerschein“ sprach.

Mit seiner bodenständigen und humorvollen Art sorgte der Autor für eine gemütliche Atmosphäre und zog das Publikum in den Bann der Familie Salz. Nach der Lesung gab es außerdem die Möglichkeit mit Kloeble ins Gespräch zu kommen. Eindeutig ein perfekter Abschluss für einen rundum gelungenen Abend!

22. November 2016 | 20:00 Jutta Voigt: »Stierblutjahre. Die Boheme des Ostens«

Lesung [mehr]

Zwischen Distanz, Skepsis und Hedonismus  

Abseits vom Einheitsgrau der DDR gab es auch ein anderes, schillerndes Leben nah am Abgrund. Die Boheme, die einen Wein namens »Stierblut« trank, Künstler ebenso wie am real existierenden Sozialismus Gescheiterte – sie alle suchten das richtige Sein außerhalb der Kontrolle des Systems: in den frühen DDR-Jahren mit rebellischem Elitebewusstsein und Aufbruchspathos, zunehmend kritisch und reformerisch in den Siebzigern, distanziert bis gleichgültig in den Achtzigern.

Als recherchierende Chronistin, später auch als Beobachterin aus nächster Nähe lässt Jutta Voigt die Ost-Boheme lebendig werden: Unbekannte Szenegrößen agieren neben Künstlern von Brecht bis Müller, von Hacks bis Wawerzinek, von Berlau bis Krug, von Thalbach bis Schlesinger. Das Buch unternimmt eine Zeitreise, die vor der jüngeren Geschichte nicht Halt macht: Was ist geblieben von der Subkultur, die sich in den zerfallenden Mietshäusern des Prenzlauer Berg, aber auch in Leipzig, in Dresden-Loschwitz und in der Altstadt von Halle entwickelte?

Jutta Voigt, geboren in Berlin, studierte Philosophie an der Humboldt-Universität und arbeitet als Redakteurin, Essayistin und Kolumnistin bei den Wochenzeitungen Sonntag, Freitag, Wochenpost und Zeit. Sie veröffentlichte zahlreiche Sachbücher, u.a. „Westbesuch. Vom Leben in den Zeiten der Sehnsucht“ und „Spätvorstellung. Von den Abenteuern des Älterwerdens“. 2000 wurde sie mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.  

Eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Universitätsbuchhandlung Hugendubel
Eintritt: 9,– €, erm. 8,– €**
ermäßigter Preis in Verbindung mit der Weiland-Card und für Mitglieder des Literaturhaus Rostock e.V.

Veranstaltungsort: Hugendubel, Kröpeliner Tor, 18055 Rostock

18. November 2016 | 20:00 FREMDSEIN. PETER WEISS. NAH UND FERN.

Eine szenische Lesung nach den Prosaschriften von Peter Weiss // Zweite & letzte Vorstellung![mehr]

Die Fremden – das sind meistens die anderen. Doch wie fühlt sich Fremdsein am eigenen Leib an? Wie es ist, selbst „woanders“ zu sein – vielleicht nicht nur an einem anderen Ort, sondern auch in der eigenen Familie, in der Sprache, der Sexualität, im eigenen Glauben?
Diese zeitlosen Fragen erkundet „Fremdsein. Peter Weiss. Nah und Fern“ – die erste gemeinsame Produktion des Volkstheaters Rostock, der Freien Theatergruppe Freigeister und des Literaturhauses Rostock.

Peter Weiss (1916–1982) war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts, doch den Großteil seines Lebens verbrachte er außerhalb Deutschlands.
In seinen Werken hat sich Weiss immer wieder mit seinem Fremdsein auseinandergesetzt. Der Abend vereinigt Texte aus „Von Insel zu Insel“, „Die Besiegten“, „Der Fremde“, „Abschied von den Eltern“, „Fluchtpunkt“ und „Meine Ortschaft“, die von der Literaturwissenschaftlerin Dr. Hella Ehlers ausgewählt wurden.

Der Regisseur Christof Lange hat im Auftrag des Literaturhauses und des Volkstheaters den Abend arrangiert. Die szenische Lesung durch die Schauspielerinnen Sandra-Uma Schmitz (Volkstheater), Luise Böse, Marie May und Katharina Rose (Freie Theatergruppe Freigeister) bezieht auch schauspielerische Elemente ein – ein höchst lebendiger Abend, an dem man nicht nur Peter Weiss, sondern auch junges, begeisterndes Theater aus Rostock kennenlernen kann.

Pressestimmen zur Premiere:
„Der Abend wurde – weit mehr als bloße Lesung – durch seine spielerischen Elemente ein schönes Beispiel dafür, wie die Nachgeborenen sich diese Texte aneignen – und wie sehr sich das lohnt. Es lohnt sich vor allem deshalb, weil hier ein sprachgewaltiger Autor neu und frisch klingt.“
Dietrich Pätzold, Ostsee-Zeitung, 7.11.2016

Eintritt: 10,- € / 5,- € erm.

Veranstaltungsort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21 (Möckelsaal)

17. November 2016 | 19:30 RISSE-Präsentation des Herbsthefts zum Thema »Instrumente«

Es lesen Marion Skepenat, C.I. Schlegel und Roland Urban.[mehr]

Die Zeitschrift »Risse - Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern« widmet sich in halbjährlich erscheinenden Heften neuer Literatur aus Mecklenburg und Vorpommern.

Die Autorinnen und Autoren der aktuellen Ausgabe haben ein vielstimmiges Heft komponiert: Mal kühl und steril, mal klangvoll und abgerundet schreiben sie von Schmerz und Sehnsucht. So lässt Tobias Reußwig stählerne Wunden im Takt vorpommerschen Lichtes erklingen. Andere Saiten zieht Kurt Scharf auf, dessen Protagonist sich nicht von Spreizbirnen und Wippgalgen, aber von Weizenbrot peinigen lässt. Den Rhythmus der Zeit nimmt Uwe Schloen auf, wenn er eine mecklenburgische Flüchtlingsunterkunft einem zweckdienlichen Verlies gleichsetzt.

Für ihre Präsentationen gehen die RISSE-Redakteur/innen an immer neue Orte der Stadt. Das Erscheinen des Themenhefts »Instrumente« feiern sie gemeinsam mit dem Piano-Haus Möller.  

Eintritt frei, Spenden willkommen  

Ort: Piano-Haus Möller, Goethestraße 22, 18055 Rostock

15. November 2016 | 20:00 Teresa Präauer: »Oh Schimmi«

Lesung & Gespräch im Rahmen der LiteraTour Nord // Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt [mehr]

»The man you love to hate: Hier bin ich.«  

Teresa Präauer ist eine Wortkünstlerin, die man erlebt haben muss: Ihre Performance hat das Zeug dazu, das Publikum von den Sitzen zu reißen!
»Oh Schimmi« hebt die Grenzen auf zwischen High und Low, zwischen Dialekt und Rechtschreibung, sogar zwischen Mensch und Tier – denn dieser Jim alias »Schimmi«, zweifelhafter Held dieses Romans, gebärdet sich höchst affig, wenn er der Gossen-Schönheit Ninni nachstellt.

Teresa Präauer erzählt davon messerscharf klug und unglaublich komisch, aber auch so, dass uns ein leichtes Gruseln überkommt. Denn dieser erwachsene, aber ungezogene Naturbursche, der seine Trash-Königin anbetet, will es bei der bloßen Anbetung eben nicht belassen. Unheimlich? Ja: unheimlich großartige Literatur! 

Teresa Präauer, geboren 1979 in Linz, studierte Germanistik und Malerei und lebt heute als Autorin und bildende Künstlerin in Wien. Ihr Debütroman »Für den Herrscher aus Übersee« erhielt den aspekte-Literaturpreis 2012, der Künstlerroman »Johnny und Jean« war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015 nominiert.

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universität Rostock und der anderen buchhandlung im Rahmen der LiteraTour Nord.

Eintritt: 9,- € / 7,- € ermäßigt
Vvk.: andere buchhandlung, Wismarsche Str. 6/7, 18057 Rostock (Tel.: 0381/492050)

Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock


13. November 2016 | 16:00 Die »Ästhetik« heute lesen

Eindrücke und Perspektiven des Rostocker Lesekreises[mehr]

Über ein Jahr lang haben sich die Mitglieder des Peter-Weiss-Lesekreises regelmäßig getroffen, um das Mammutwerk gemeinsam in Angriff zu nehmen. Zuvor hatten sie die festgelegten, sorgfältig abgegrenzten Textteile zu Hause durchgearbeitet.

Wir wollen von den Lesekreis-TeilnehmerInnen zum Ende der großen Stafettenlesung wissen: Wie blickt man heute, nicht als Wissenschaftler, sondern als motivierte/r Leser/in, auf dieses ehemalige »Kultbuch der Linken«, das zum Teil in handschriftlichen Kopien kursierte? Auf diesen angeblich unlesbaren, völlig ohne Absätze verfassten Text? Hat sich die Lektüre subjektiv gelohnt, fiel sie leicht, oder wollten sie schon mehr als einmal aufgeben? Was nehmen sie mit aus diesem hochkomplexen und -politischen Bildungsroman?

Fragen über Fragen - wir freuen uns auf die ehrlichen Antworten!

Der Eintritt ist frei.

Ort: Literaturhaus Rostock im Peter-Weiss-Haus (Möckelsaal), Doberaner Str. 21, 18057 Rostock