Programmarchiv Literaturhaus Rostock

28. Oktober 2016 | 20:00 Akos Doma: „Der Weg der Wünsche“

Lesung & Gespräch im Rahmen der Kempowski-Tage 2016 // Moderation: Ulrika Rinke (Literaturhaus Rostock)[mehr]

Wie viel staatliche Drangsal ist zu viel? Liegen hinter der Grenze die Freiheit und das bessere, aufrechte Leben? Was geht unterwegs, im Leben der Betroffenen verloren?

Ungarn, Ende der 70er Jahre: Für Teréz und Károly ist das Leben in der sozialistischen Heimat unerträglich geworden. Niemand darf von ihren Fluchtplänen erfahren – schon gar nicht ihre Kinder Misi und Borbála, die einem Urlaub am Plattensee entgegenfiebern und sich bald wundern müssen, als der geliebte See am Fenster vorbeifliegt.

Mit viel Wagemut schaffen es die vier über die Grenze nach Italien. Doch dort stellt sie der sich endlos dehnende Sommer im Auffanglager auf eine Probe, die keinen von ihnen unberührt lässt. Auch längst Vergangenes bricht auf, und die Familie droht zu zerbrechen, noch bevor sie ihr Ziel – Deutschland – erreicht.

Mit großer sprachlicher Kraft zeigt dieser Roman, was Heimatlosigkeit und Ungewissheit im Menschen anrichten können – und wie sie ihn verändern.

Akos Doma, geboren 1963 in Budapest, ist Autor und Übersetzer. Als Jugendlicher emigrierte er mit seiner Familie über Italien nach Deutschland. Er hat unter anderem Werke von Sándor Márai und Péter Nádas ins Deutsche übertragen. Für seine schriftstellerische Arbeit erhielt er zahlreiche Preise und Stipendien. „Der Weg der Wünsche“ ist sein dritter Roman und wurde für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kempowski-Archiv Rostock im Rahmen der Kempowski-Tage 2016

Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21
Eintritt: 5,- € / 3,- € ermäßigt

(Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes, Abonnent/innen des BUECHER-Magazins und Mitglieder im Literaturhaus-Verein)

26. Oktober 2016 | 20:00 Master of Slam

Moderation: Der Landesbeauftragte für Liebe und Harmonie Mecklenburg-Vorpommern // Musik: Tobi Wolff[mehr]

Der »Master of Slam« geht in eine neue, seine dritte Runde, und es gibt gleich drei Preise! Das Publikum vergibt den Mastertitel und schickt den Gewinner für eine Woche in das internationale Künstlerhaus Lukas, zusammen mit dem großartigen Dalibor Markovic, der zuletzt mit dem Programm »Boombastic Lyrikwunderland« in Rostock war.

Die Auftritte der Slammer werden gefilmt und anschließend bei Facebook online gestellt. Wer die meisten Likes bekommt, kann 2017 mit drei Freunden auf das Pangea Festival fahren und hat dort noch einen Auftritt. Die Jury des Abends wählt ihren eigenen Nachwuchsgewinner. Ihr oder ihm ist ein Auftritt bei »PROSANOVA - die Literaturshow« sicher.  

Alle Informationen unter: www.master-of-slam-2016.de

Eintritt frei
Einlass ab 19 Uhr
Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21 (Studio HdF)

25. Oktober 2016 | 20:00 LiteraTour Nord - Olga Martynova: „Der Engelherd“

Lesung & Gespräch // Moderation: Prof. Dr. Lutz Hagestedt (Universität Rostock) // Ort: andere buchhandlung (Wismarsche Str. 6/7)[mehr]

Gar nicht so leicht zu fassen: Mit „Der Engelherd“ von Olga Martynova begann die LiteraTour Nord 2016/17. Die Handlung des Romans spielt auf zwei Ebenen, und mit bloßer Nacherzählung kommt man dem Text nicht bei.

Die Autorin begann deshalb nach kurzer Erläuterung der Hintergründe (nicht des Romans, sondern der LiteraTour Nord und des Abstimmungsverfahrens) durch Manfred Keiper, verschiedene kurze Stellen vorzulesen und diese Schlaglichter zu kommentieren - so ergab sich ein Einstieg durch viele kleine Türen in einen Text, der um große, in diesem Fall auch traumatisch besetzte Themenfelder kreist.

Erstaunlich womöglich für Teile des Publikums, das sich in der anderen buchhandlung eingefunden hatte, auf welche Weise zum Beispiel von Kindstod (durch „Euthanasie“) erzählt wird - die Federn, die auf dem Umschlag des Romans abgebildet sind, deuten diese Leichtigkeit an, und die Autorin kommentierte ihren Umgang mit dem Traurigen und Grausamen auch: Es sei leicht, mit schrecklichen Schilderungen starke Effekte beim Leser zu erzeugen, doch das möge sie nicht (statt der Worte erklärte sie diese Ablehnung mit einer Geste). Und außerdem sei dies auch „keine Kunst“!

Im Publikum: viele GermanistikstudentInnen der Universität Rostock, die den Roman zuvor im Seminar gelesen hatten und die Handlung und den Aufbau des Romans klarer vor Augen hatten - doch auch den anderen gelang der Einstieg, wie sich auch in den anschließenden Fragen zeigte.

Prof. Lutz Hagestedt moderierte aufmerksam und humorvoll, reizte das Publikum wiederholt mit seinen Kommentaren zum Romanpersonal zum Lachen und brachte interessante Assoziationen zu anderen Autoren (überraschenderweise auch zum diesjährigen Buchpreisträger und seinem „Schundroman“) ins Gespräch ein.

Nachzuhören sind Teile von Lesung und Gespräch voraussichtlich am 6.11. oder 13.11. ab 18 Uhr auf LOHRO 90,2 MHz in der Literatursendung - wir haben Ralph Kirsten mit dem Aufnahmegerät gesichtet!

Nächster LiteraTour-Nord-Termin:
Dienstag, 15. November 2016, 20 Uhr im Literaturhaus Rostock
Teresa Präauer liest aus ihrem fulminant-verspielten Menschenaffenroman „Oh Schimmi“

18. Oktober 2016 | 20:00 ARTE-Filmpremiere: „Fallada – Im Rausch des Schreibens“

Doku-Drama von Christoph Weinert, ARTE/NDR 2016, 52 Min. Filmvorführung & Gespräch mit Fallada-Expertin Dr. Sabine Koburger[mehr]

„Kleiner Mann, was nun?“- Kein anderer Schriftsteller beschrieb die Situation und Gemütswelt der Menschen in den frühen zwanziger Jahren mit solch einer Präzision wie Hans Fallada. Als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Trümmern lag, verfasste der Autor seinen letzten Roman. Fast siebzig Jahre später, als das Buch erstmals in englischer Übersetzung erscheint, avanciert „Jeder stirbt für sich allein“ zum internationalen Bestseller, die Verfilmung kommt im November in die Kinos.  

Dieses Doku-Drama, das wir vor der Erstausstrahlung auf ARTE zeigen, befasst sich mit dem vielschichtigen Charakter und der inneren Zerrissenheit des Romanautors. Es liefert einen tiefen Einblick in das Leben des Trinkers, Morphinisten und mehrfach unter Mordanklage stehenden Schriftstellers und zeigt auch die Weltwirtschaftskrise, den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg aus der Perspektive Falladas. Interviews mit Falladas Sohn Achim Ditzen und der Fallada-Biographin Jenny Williams runden den Film ab.  

Dr. phil. Sabine Koburger studierte Germanistik und Anglistik in Jena. Sie hat zahlreiche Aufsätze und eine wissenschaftliche Monographie zu Fallada publiziert. Seit Januar 2015 ist sie Chefredakteurin der Halbjahresschrift der Hans-Fallada-Gesellschaft Salatgarten.

Sendetermin auf ARTE: 23. November 2016  

Eintritt frei
Eine Kooperation mit dem Sender ARTE, Kulturpartner des Netzwerks der Literaturhäuser

Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21 (Möckelsaal)

17. Oktober 2016 | 20:00 Shida Bazyar: „Nachts ist es leise in Teheran“

Lesung & Gespräch Moderation: Ulrika Rinke (Literaturhaus Rostock) In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung M-V[mehr]

Am 17.10.16 war Shida Bazyar im Literaturhaus zu Gast. In ihrem Debütroman „Nachts ist es leise in Teheran“ kommt mit einem Abstand von zehn Jahren jeweils ein Familienmitglied zu Wort und erzählt uns seine Sicht der Welt – von den kleinen Alltagssorgen bis hin zu gesellschaftlich-politischen Fragen.

Bazyar las aus jedem der vier Teile einen Ausschnitt vor und ließ uns an ganz unterschiedlichen Situationen teilhaben: 1979 ein junger Mann, der sich von der Revolution im Iran Aufschwung für den Sozialismus erhofft. Zehn Jahre später ist es seine Ehefrau, die über ihr Leben in Deutschland, über das Verhältnis zu den neuen deutschen Freunden und den veränderten Blick auf ihren Mann spricht.
1999 erzählt die älteste Tochter, wie sie den Iran, den sie als kleines Mädchen noch erlebt hat, über ein Jahrzehnt später als junge Frau wahrnimmt. Der mittlere Sohn nimmt uns 2009 mit in seine Lebenswelt und seine Gedanken über die grüne Revolution.

Hier sind zwei Generationen, zwei Länder und zwei Revolutionen im Blick. Durch ihre mehrdimensionale Erzählstruktur verleiht Shida Bazyar der dargestellten Lebenswelt eine extreme Authentizität. Dieselben Ereignisse werden von verschiedenen Personen nie gleich erlebt – hier kann sich jeder Leser und jede Leserin bei der Lektüre selbst in seinem Inneren „quasi weiterschreiben“, wie die anderen  Familienmitglieder Situationen erlebt haben, die sie selbst nicht erzählen.

Doch nicht nur der Textaufbau, sondern die Erzählweise an sich bestach durch eine Verwebung aus sprachlicher Einfachheit und Klarheit sowie komplexen Inhalten. Hier wurde ganz eindrücklich erlebbar, dass tiefe Inhalte nicht in komplizierte Schachtelsätze verpackt werden müssen.  

Spannend für das Publikum war auch zu hören, wie die Autorin ihren Stoff erarbeitet hat und „wie das so ist“, ein Buch zu schreiben. Shida Bayzar hat auch darüber gesprochen, wie sich Figur und Setting gegenseitig bedingen. Ein außergewöhnliches Lesungserlebnis mit einer jungen Autorin!  

Svenja Güttler (Studentin an der Universität Rostock & Praktikantin im Literaturhaus Rostock)  

13. Oktober 2016 | 19:00 Hans Coppi jr., Sabine Kebir: „Ilse Stöbe – Wieder im Amt“

Lesung & Gespräch im Rahmen des „Politischen Donnerstags“ / Peter Weiss 100 Moderation: Dr. Hella Ehlers[mehr]

Eine ungewöhnliche Frau, endlich rehabilitiert: Ilse Stöbe wurde 1942 im Rahmen der „Aktion ‚Rote Kapelle‘“ verhaftet und vom NS-Regime ermordet. Ihre Tätigkeit als Aufklärerin für den sowjetischen Geheimdienst wurde in der Sowjetunion wie in der DDR erst spät als Widerstandskampf anerkannt. Auf der anderen Seite der Mauer wurde sie hingegen lange Zeit „als Spionin stigmatisiert: geltungssüchtig, verschwenderisch und sexbesessen“ (FAZ). Erst 2014 wurde sie im Auswärtigen Amt offiziell geehrt; die biographische Studie von Hans Coppi jr. und Sabine Kebir trug dazu bei.

Dieser Abend würdigt Ilse Stöbes Arbeit im antifaschistischen Widerstand. Zugleich bietet er Anknüpfungspunkte zum Werk von Peter Weiss: Sein Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ greift die Geschichte der „Roten Kapelle“ und die der Ilse Stöbe auf. Im Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Hella Ehlers schlagen Sabine Kebir und Hans Coppi den Bogen von der realen Person zu ihrer Darstellung im Roman.

Hans Coppi junior, geboren 1942 im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße, wuchs nach Ermordung seiner Eltern durch die Nationalsozialisten bei den Großeltern auf. Er ist promovierter Historiker und seit 2004 Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Sabine Kebir, geboren 1949 in Leipzig, Studium der Fächer Italienisch, Französisch und Russisch, Promotion. 1977 bis 1988 lebte sie in Algerien und lehrte dort an verschiedenen Universitäten; 1989 Habilitation im Fach Politologie. Sie arbeitet als Publizistin, Literaturwissenschaftlerin, Politologin, Autorin wissenschaftlicher Sachbücher und Belletristik.

Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung M-V und dem Verein Soziale Bildung e.V.

Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21
Eintritt frei

09. Oktober 2016 | 18:00 mawil: „Kinderland“

Comic-Lesung [mehr]

In mawils Mauerfall-Coming-of-Age-Comic „Kinderland“ gibt es viel wiederzuerkennen - das geht schon mit der typischen Kinderzimmerausstattung auf den ersten Seiten los. Wem solche Details nichts mehr sagten, der konnte umso mehr mit der Außenseitergeschichte des Helden Mirco anfangen. Oder mit Tischtennis!

Einige Szenen las der Autor und Zeichner mit verteilten Rollen vor: Er sprach die männlichen Charaktere; Ulrika Rinke vom Literaturhaus Rostock übernahm die weiblichen Stimmen von Klassenkameradin bis zu systemtreuer Russischlehrerin.

Aber es ging nicht nur um „Kinderland“: Vor der eigentlichen Lesung erzählte mawil, natürlich anhand von Zeichnungen, auch von Ausbildung und Alltag eines Comiczeichners und vom Making-of einer Graphic Novel - nicht nur für die Teilnehmer des Comic-Workshops am Nachmittag hochinteressant!

Wer ein Buch signieren ließ, bekam richtige Zeichnungen dazu und (nach Wunsch) Aufkleber. Müssen wir noch dazusagen, dass es schön war? Nein, oder?