Preis der LiteraTour Nord geht an Marica Bodrožić

Die Lyrikerin und Erzählerin Marica Bodrožić erhält den von der VGH-Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.

Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stifterin die Autorin für ihr bisheriges Werk, insbesondere für ihren 2012 im Luchterhand Literaturverlag erschienenen Roman "Kirschholz und alte Gefühle". In der Jury-Begründung heißt es, Marica Bodrožić zeichne darin vor dem Hintergrund der in Jugoslawien erlittenen Kriegserfahrung das Bild einer Protagonistin, die ihre eigene Persönlichkeit erst rückblickend, durch bruchstückhafte Erinnerungen zusammensetzen kann. Die Lückenhaftigkeit der Erinnerung verwandele die Autorin in eine genauso zarte wie gewaltige Sprache, die stets auf die feinen Unterschiede zwischen Realität, Wahrnehmung und Imagination verweise. Mit erfinderischer Leidenschaft gebe Marica Bodrožić sich so als sprachgebunden und zugleich frei zu erkennen.

Marica Bodrožić nimmt den Preis am Donnerstag, den 18. April 2013 in Hannover entgegen. Die öffentliche Preisverleihung findet in den Räumen der VGH Versicherungen, Schiffgraben 4, statt. Beginn ist 19 Uhr. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Meike Feßmann (Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel u.v.a. Alfred-Kerr-Preis 2006). Die Preisträgerin wird eine literarische Kostprobe aus einem unveröffentlichten Werk geben.

Marica Bodrožić wurde 1973 in Svib/Dalmatien, dem heutigen Kroatien, geboren. Sie lebt seit 1983 in Deutschland und schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen sowie Essays. Zudem arbeitet sie als literarische Übersetzerin. Nach einer Buchhandelslehre studierte sie Kulturanthropologie, Psychoanalyse und Slawistik in Frankfurt am Main, heute lebt sie in Berlin. Marica Bodrožić erhielt zahlreiche Stipendien und wurde u.a. mit dem Förderpreis für Literatur der Akademie der Künste (Berlin) ausgezeichnet.

Die LiteraTour Nord ist eine Lese-Tournee mit Wettbewerbscharakter durch Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg und Hannover. Die dortigen Universitäten, Literaturhäuser und Buchhandlungen veranstalten die Lesungen. Partnerin ist die VGH-Stiftung. Die Jury setzt sich aus den Veranstaltern, den Moderatorinnen und Moderatoren sowie der VGH-Stiftung zusammen.

Den Preis der LiteraTour Nord erhielten bisher:  Bernd Eilert, W.G. Sebald, Wilhelm Genazino, Anne Duden, Robert Gernhardt, Christoph Hein, Emine Sevgi Özdamar, Dirk von Petersdorff, Josef Haslinger, Bodo Kirchhoff, Liane Dirks, Hartmut Lange, Terézia Mora, Karl Heinz Ott, Thomas Hürlimann, Katja Lange-Müller, Jenny Erpenbeck, Matthias Politycki, Iris Hanika und Gregor Sander.

LiteraTour NORD 2012/2013

Vorgestellt: Die Kandidaten im Überblick

Zwischen Oktober 2012 und Februar 2013 reisen die auserwählten Autorinnen und Autoren durch Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Publikum darf bei der Entscheidung über den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord mitwirken!
Hier stellen wir die Kandidaten für den Preis der LiteraTour Nord kurz vor:

Jens Sparschuh

Jens Sparschuh, geboren 1955 in Karl-Marx-Stadt, studierte von 1973–1978 Philosophie und Logik in Leningrad. 1983 promovierte er in Berlin, seitdem freiberuflich. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Hörspielen und sieben Kinderbücher. Zuletzt erschien »Putz- und Flickstunde« (zus. mit Sten Nadolny), 2009. 1989 erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden.

"Im Kasten"

Hannes Felix ist seine Frau los: Monika kann sein sprödes Verhalten nicht mehr ertragen und packt ihren Koffer – leider völlig falsch. Sein Versuch, Ordnung in den wüsten Kofferinhalt zu bringen, gibt ihr den Rest und ihm die Gelegenheit, seine Vision von der optimalen Ordnung des Lebens künftig ganz ungestört umzusetzen.
Jens Sparschuh erzählt von einem obsessiven Charakter und einem kollektiven Phänomen mit hohem Wiedererkennungseffekt: der Beschäftigung mit Strategien, das Leben und die Dinge effizient zu ordnen.

Foto: Susanne Schleyer

Dea Loher

Dea Loher, geb. 1964 in Traunstein, studierte Germanistik und Philosophie in München. Sie lebt in Berlin. Ihre Theaterstücke wurden mit zahlreichen Preisen gewürdigt, darunter dem Dramatikerpreis der Hamburger Volksbühne, dem Jakob Michael Lenz Preis, dem Gerrit Engelke Preis, zwei Mal mit dem Mühlheimer Dramatikerpreis, dem Else Lasker Schüler Dramatikerpreis, dem Bertolt Brecht Preis, dem Berliner Literaturpreis 2009 und dem Marieluise Fleißer Preis 2009.

"Bugatti taucht auf"

Zwei Handlungskreise verknüpft Dea Loher miteinander, denen beiden reale Begebenheiten zugrunde liegen: Ein junger Mann wird während der Fasnacht 2008 in Locarno von einer Gruppe Jugendlicher geschlagen, getreten und schließlich umgebracht. Aber je minutiöser die Rekonstruktion der Tat aus dem Puzzle der Zeugenaussagen versucht wird, umso schillernder und unschärfer wird, was wirklich (und warum) geschehen ist. Die oder den Schuldigen zu finden ist trotz der klaren Beweislage schwieriger als gedacht, und gesühnt ist die Tat damit bestenfalls ansatzweise.

Julia Schoch

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, lebt nach Aufenthalten in Bukarest und Paris als freie Autorin und Übersetzerin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Potsdam. Für ihr von der Kritik hoch gelobtes Erzähldebüt »Der Körper des Salamanders« wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Zuletzt erschien ihr für den Leipziger Buchpreis nominierter Roman »Mit der Geschwindigkeit des Sommers«.

"Selbstportrait mit Bonaparte"

"Bevor Bonaparte abgereist ist, haben wir uns geliebt. Nicht wie sich Paare zum letzten Mal lieben. Aber ich habe ohnehin nie gewusst, was eine Steigerung in dieser Hinsicht bedeuten könnte." Seitdem sie ihm auf einer Konferenz in Berlin begegnet ist, bestimmt sein Schicksal ihr Leben. Nun ist Bonaparte, notorischer Spieler und ihr Geliebter, weg. Zögerlich zunächst, aber auch beharrlich geht sie seinem Verschwinden nach, hinterfragt ihre Liebe und das, was sie mit Bonaparte verbindet. Ist mit dem gemeinsamen Glücksspiel auch ihre Liebesgeschichte verlorengegangen? Auf der Suche nach den verborgenen Fäden der Vergangenheit entsteht gleichzeitig das Porträt unserer Gegenwart, die in einem Stillstand gefangen zu sein scheint, vor dem uns und die Erzählerin einzig die Leidenschaft zu retten vermag.

Foto: Jürgen Bauer

Gerhard Seyfried

Gerhard Seyfried, 1948 in München geboren, lebt in Berlin. Er war als Comiczeichner der Chronist der linken und alternativen Szene, hat sich mit einer Reihe von Publikationen um den Hanf verdient gemacht und interessiert sich besonders für deutsche Kolonialgeschichte und die Geschichte des Kaiserreichs. Daraus sind erfolgreiche Romane entstanden: „Herero“ und „Gelber Wind oder Der Aufstand der Boxer“.

"Verdammte Deutsche!"

Als der deutsche Marineoffizier Adrian Seiler im Sommer 1911 nach London geschickt wird, um an der Botschaft auszuhelfen, ahnt er nicht, was ihm bevorsteht. Er weiß nicht, dass in England eine hysterische Angst vor deutschen »Schläfern« und Spionen herrscht. Dass er deshalb von einem englischen Agenten überwacht wird. Dass er sich ernsthaft verlieben wird, ausgerechnet in Vivian, die Tochter des deutschstämmigen Buchhändlers Peterman. Dass er sich zu einem der ersten professionellen Spione umfunktionieren lassen wird und somit Vivian, deren Vater und sich selbst aufs Äußerste gefährdet.

Foto: Meisterstein

Marica Bodrožić

Marica Bodrožić wurde 1973 in Svib/ Dalmatien, dem heutigen Kroatien geboren. Sie lebt seit 1983 in Deutschland und schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, darunter den Förderpreis für Literatur von der Akademie der Künste in Berlin und den Kulturpreis Deutsche Sprache. Marica Bodrožić lebt als freie Schriftstellerin in Berlin.

"Kirschholz und alte Gefühle"

Der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien hat die junge Arjeta ihrer Heimat beraubt. Als sie bei einem Umzug alte Fotos findet, begreift sie mit einem Mal vieles, was ihr über ihre eigene Lebensgeschichte lange im Dunkeln geblieben war. So geht Arjeta noch einmal den Rissen in ihrem Bewusstsein, in ihrem Leben nach – und den Rissen in der Welt.

Von vielem kann Arjeta Filipo sich trennen, vom Tisch ihrer Großmutter aber nicht. Jetzt sitzt sie an diesem Erbstück in ihrer neuen Berliner Wohnung und breitet darauf Fotos aus, die ihr beim Umzug in die Hände fallen. Die Erinnerungen steigen in ihr auf, als würde das Kirschholz alle Geschichten preisgeben, deren Zeuge der Tisch im Laufe der Jahre geworden ist.

Foto: Peter von Felbert

Patrick Roth

Patrick Roth, geb. 1953 in Freiburg/Breisgau, wuchs in Karlsruhe auf. Er studierte in Paris und Freiburg (Anglistik, Romanistik, Germanistik), ab 1975 in Los Angeles (Filmregie und Filmproduktion, Schauspiel, Drehbuch). Seitdem lebt er in Kalifornien.
Er drehte Kurzfilme und veröffentlicht seit 1990 Romane, Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele. Er erhielt u.a. den Rauriser Literaturpreis, den Hugo Ball Preis, den Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung und war Mainzer Stadtschreiber.

"Sunrise. Das Buch Joseph"

Patrick Roth erzählt die unerhörte Geschichte des Joseph von Nazaret als die eines Zweifelnden, er erzählt von Josephs tiefem Glauben und seinem Ungehorsam wider Gott. Zugleich spürt »SUNRISE« der Möglichkeit eines Neuanfangs nach.
Jerusalem im Jahre 70 nach Christus: Römische Truppen drohen die Schutzmauern zu durchbrechen. Die Belagerung der heiligen Stadt bildet den Ausgangspunkt dieses bildmächtigen Romans, dessen Bogen sich bis in die Zeit vor Jesu Geburt spannt. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Joseph, der Mann der Maria, von dem die Evangelien berichten, dass er Träumen gehorchte, als er Frau und Kind annahm. Patrick Roth entwirft ihm ein Leben voller Spannungen, ein Drama zwischen Mensch und dem Numinosen. 

Foto: Vera Matranga