Preis der LiteraTour NORD 2012 geht an Gregor Sander

Der Autor Gregor Sander erhält den von der VGH-Stiftung ausgelobten und mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord.

Mit dieser Entscheidung würdigen Jury und Stifterin Gregor Sander für sein bisheriges Werk, insbesondere für seinen 2011 im Wallstein Verlag erschienenen Band „Winterfisch“. In diesen, so die Begründung der Jury, meisterhaften Erzählungen zeichne Sander mit großer Sensibilität und Präzision Charaktere, deren Biographien durch die jüngere Geschichte Deutschlands beeinflusst und beschädigt worden seien. Neben der charakteristischen Zeichnung der Landschaften und spezifischen Ausleuchtung der Handlungsräume, trage besonders der lakonische, kühle Tonfall Sanders zur atmosphärischen Dichte und zum Eindruck der Geschlossenheit bei, den die Erzählungen als Ganzes vermittelten. 

Gregor Sander nimmt den Preis am 19. April 2012 in Hannover im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung entgegen, in den Räumen der VGH Versicherungen, Schiffgraben 4. Beginn der Veranstaltung ist 19.00 Uhr. Die Laudatio hält Elmar Krekeler, Literaturkritiker und Redakteur der Zeitung „Die Welt“. Gregor Sander wird eine literarische Kostprobe aus einem unveröffentlichten Werk geben. 

Gregor Sander, geboren 1968 in Schwerin, lebt in Berlin. Er absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Schlosserlehre und eine Ausbildung zum Krankenpfleger, studierte dann in Rostock einige Semester Medizin, schließlich in Berlin Germanistik und Geschichte, besuchte die Berliner Journalistenschule und debütierte 2002 mit dem Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren“. 2007 wurde er mit seinem Roman „Abwesend“ für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2009 gewann er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb den 3sat-Preis für die Titelerzählung aus „Winterfisch“.

LiteraTour NORD 2011/2012

Vorgestellt: Die Kandidaten im Überblick

Zwischen Oktober 2011 und Februar 2012 reisen die auserwählten Autorinnen und Autoren durch Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Publikum darf bei der Entscheidung über den mit 15.000 Euro dotierten Preis der LiteraTour Nord mitwirken!
Hier stellen wir die Kandidaten für den Preis der LiteraTour Nord kurz vor: 

Inka Parei

Inka Parei wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren und lebt heute in Berlin. Sie studierte Germanistik, Soziologie, Politikwissenschaft und Sinologie.

"Die Kältezentrale"

Berlin im Jahr 2006: Ein Mann hat in den achtziger Jahren im Gebäude des "Neuen Deutschland" als Handwerker gearbeitet und später die DDR verlassen. Eines Tages bekommt er einen Anruf von seiner früheren Frau. Sie wartet in einem Krankenhaus auf die exakte Diagnose ihrer Krebskrankheit. Um ihr zu helfen, reist er zurück in die Stadt und versucht, die Ereignisse einiger Tage Anfang Mai 1986 zu rekonstruieren. War ein aus der Ukraine kommender Lastwagen, mit dem sie in Berührung kam, verstrahlt? Und warum erscheint der Tod eines Kollegen, an dem er sich die Schuld gab, zweifelhafter denn je? Sind die Geschehnisse von damals der Grund dafür, dass er in dem Leben, das er bis vor Kurzem geführt hat, nie wirklich Fuß fassen konnte?

Sybille Lewitscharoff

Sybille Lewitscharoff, geboren 1954 in Stuttgart als Tochter eines bulgarischen Vaters und einer deutschen Mutter, studierte Religionswissenschaften in Berlin, arbeitete in einer Werbeagentur, schrieb für den Rundfunk, debütierte 1994 mit dem Kurzprosa-Band „36 Gerechte“, erhielt 1998 den Ingeborg-Bachmann-Preis für einen Ausschnitt aus „Pong“ und 2009 den Preis der Leipziger Buchmesse für den Roman „Apostoloff“. Lebt in Berlin.

 

"Blumenberg"

Groß, gelb, gelassen: mit berückender Selbstverständlichkeit liegt eines Nachts ein Löwe im Arbeitszimmer des angesehenen Philosophen Blumenberg. Der aber gerät selbst dann nicht aus der Fassung, als der Löwe am nächsten Tag in seiner Vorlesung den Mittelgang herabtrottet. Keiner der Zuhörer scheint ihn zu sehen. Ein raffinierter Studentenulk? Oder nicht doch viel eher eine Auszeichnung von höchster Stelle für den großen Lehrer und charismatischen Weltbenenner, dem das Unnennbare in Gestalt eines umgänglichen Löwen begegnet?

Sherko Fatah

Sherko Fatah, geboren 1964 in Ost-Berlin, siedelte 1975 mit seiner Familie über Wien nach West-Berlin über, wo er Philosophie und Kunstgeschichte studierte. Erhielt 2001 für sein Debut „Im Grenzland“ den „aspekte“-Literaturpreis, beschrieb seither in mehreren Romanen das Leben unter den Bedingungen von Krieg, Gewalt und Folter in den Grenzbereichen von Irak, Iran und Türkei. 

"Ein weißes Land"

Anwar wächst im Bagdad der 30er Jahre in einfachen Verhältnissen auf. Von den Wirren der Politik versteht er nichts und glaubt an die Erfüllung seiner Träume von der Welt der reichen Paläste und unverschleierten Frauen als der Zweite Weltkrieg beginnt. Im Gefolge des Großmuftis von Jerusalem, eines Bundesgenossen der Nationalsozialisten, flieht er 1941 nach Berlin. Sein Weg führt in die muslimischen Verbände der Waffen-SS, nach Weißrussland und zur Niederschlagung des Warschauer Aufstands.

Gregor Sander

Gregor Sander, geboren 1968 in Schwerin, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Schlosserlehre und eine Ausbildung zum Krankenpfleger, studierte dann in Rostock einige Semester Medizin, schließlich in Berlin Germanistik und Geschichte, besuchte die Berliner Journalistenschule und debütierte 2002 mit dem Erzählungsband „Ich aber bin hier geboren.“ 2007 wurde er mit seinem Roman „Abwesend“ für den Deutschen Buchpreis nominiert. Lebt in Berlin.

"Winterfisch"

Neun Erzählungen spielen im Ostseeraum, in Kiel, Rerik und Rostock, auf Gotland, Hiddensee und Rügen, in St. Petersburg, Helsinki und Klaipeda. Sie handeln von Menschen, die unterwegs sind und zugleich in ihren Schicksalen gefangen: wortkarge Seebären, desillusionierte Künstler, angebetete Frauen. Sie erzählen von Sehnsüchten nach geliebten Menschen, nach einem freien Leben oder nach dem einfachen Gefühl, verstanden zu werden. Die Titelerzählung wurde 2009 in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.

Jan Böttcher

Jan Böttcher, geboren 1973 in Lüneburg, studierte Skandinavistik und Germanistik in Stockholm und Berlin, wo er als Autor, Musiker und Sänger lebt. 1998 gründete er die Musikband „Herr Nilsson“, 1999 das Veranstaltungslabel „KOOKberlin.“ Literarisch debütierte er 2003 mit der Erzählung „Lina oder: das kalte Moor“, 2008 erschien sein Roman „Nachglühen“ über ein Dorf an der deutschdeutschen Grenze.

"Das Lied vom tun und Lassen"

Ein Mädchen ist vom Dach der Schule in den Tod gesprungen. Zurück bleibt ihre Freundin Clarissa, die sich in die Parallelwelt ihres Weblogs flüchtet. Neben ihr der alternde Lehrer Mauss, dessen berufliches Engagement kaum verbirgt, wie sehr er seine Schüler braucht. Und Engler, der Schulgutachter, der zunächst nicht weiß, was er an dem Kleinstadtgymnasium überhaupt begutachten soll. Jede Wahrheit ist bloß Version: Erst dreistimmig erklingt „Das Lied vom Tun und Lassen“, ein Lied von Prüfungen des Lebens, die alle zu bestehen haben.