Das erste Mal...

Zwischen Oktober 2009 und Februar 2010 reisten die auserwählten Autorinnen und Autoren durch Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Rostock war das erste Mal als Veranstaltungsort dabei.

Und der Preis geht an...

Den Preis der LiteraTour Nord 2010 erhielt Matthias Politycki!
Der in Hamburg und München lebende Autor hat die Auszeichnung am 15. April 2010 in Hannover, im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung, entgegengenommen. Die Laudatio hielt der Literaturkritiker und Chefredakteur „Kulturelles Wort und Literatur“ des Deutschlandfunks Dr. Hajo Steinert. Matthias Politycki gab eine literarische Kostprobe aus einem unveröffentlichten Werk.

Nora Bossong

Nora Bossong, geboren 1982 in Bremen, studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Literatur an der Humboldt-Universität Berlin, der Universität Leipzig und der Università La Sapienza in Rom (Italien). Ihr Magisterstudium schloss sie mit einer Arbeit zu David Lynch ab.

Webers Protokoll

Konrad Weber ist stellvertretender Leiter des deutschen Generalkonsulats in Mailand, 1943 eine scheinbar friedliche Enklave, die ihn vor dem Alltag der nationalsozialistischen Diktatur und dem Krieg schützt. Nach der Pensionierung seines Vorgesetzten wird ihm zunächst ein im diplomatischen Dienst unerfahrener, weit jüngerer NS-Gefolgsmann vor die Nase gesetzt. Dieser deckt Unstimmigkeiten in den Rechnungsbüchern auf, die in den Verantwortungsbereich Webers fallen. Wendler, ein Bekannter von Weber, hilft ihm nicht ohne eigenen Vorteil aus der verfahrenen Situation und vermittelt ihm ein riskantes Geschäft.

Helmut Krausser

Helmut Krausser, geboren 1964 in Esslingen, schreibt Romane, Erzählungen, Lyrik, Tagebücher, Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher, Übersetzungen und Musik. Er war u. a. Spieler, Nachtwächter, Zeitungswerber, Opernstatist, Sänger in einer Rock'n'Roll-Band und Journalist. Nebenbei studierte er provinzialrömische Archäologie. Sein Roman "Fette Welt" wurde von Jan Schütte mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt. Er lebt in München und Berlin.

Einsamkeit und Sex und Mitleid

Vincent ist Callboy, aber an Weihnachten sitzt er alleine in der Kneipe. Als die dichtmacht, lässt er sich zu Hause eine Badewanne ein. Beim Einsteigen wird er von einer Einbrecherin überrascht. Die beiden freunden sich an. Helmut Kraussers neuer Roman bringt zusammen, was nicht zusammengehört: Die unterschiedlichsten Menschen streifen durch Berlin, begegnen sich, kommen einander nah - immer auf der Suche nach dem Glück. Helmut Krausser verknüpft ihre Geschichten zu einem Netz, aus dem es kein Entkommen gibt. Ein Kind wird entführt, eine mitternächtliche Hochzeit improvisiert, ein Genickschuss erkauft, der Prophet Jesaja predigt auf dem Kreuzberg - und alles ist auf ungeahnte Weise miteinander verbunden. "Einsamkeit und Sex und Mitleid" spielt auf der Klaviatur des scheinbaren Zufalls.

Eva Manesse

Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin bei "Profil" in Wien. Sie wurde Redakteurin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", begleitete den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving in London und arbeitete nach einem Aufenthalt in Prag als Kulturkorrespondentin in Wien. Sie lebt seit 2003 in Berlin. "Vienna" ist ihre erste literarische Veröffentlichung.

Lässliche Todsünden

In einer postmodernen Gesellschaft forscht Eva Menasse nach archaischen Mustern. Sie spürt den sieben Todsünden nach und findet Trägheit und Gefräßigkeit, Wollust und Hochmut, Zorn, Neid und Habgier in den Taten ihrer ganz und gar weltlichen Protagonisten. Hinter den Fassaden, da, wo die Sünden sind, steckt schließlich der menschliche Kern. Und so wie die einzelnen Todsünden einander berühren und ineinander übergehen, tun es auch diese Geschichten. Orte und Figuren tauchen auf und kehren wieder, Zusammenhänge erschließen sich quer durch die Kapitel.

Angelika Overath

Angelika Overath, geboren 1957 in Karlsruhe, studierte Germanistik, Geschichte und Italianistik in Tübingen. Heute arbeitet sie als Reporterin, Literaturkritikerin, Dozentin. Sie hat zwei Romane veröffentlicht, "Nahe Tage" (2005) und "Flughafenfische" (2009). Angelika Overath lebt in Sent, Graubünden.

Flughafenfische

In der Ortlosigkeit eines Flughafens kreuzen sich die Lebenslinien dreier Menschen. Eine müde Magazinfotografin gerät vor dem Riffaquarium der Transithalle in den Schwindel fragmentierter Reisebilder aus Afrika und Asien. Sie findet eine seltsame Nähe zu dem Mann, der hier die stillen Tiere pflegt wie seine Kinder. Während sich zwischen den beiden eine verschwiegene Liebe entwickelt, geht nebenan im Raucherfoyer eine Ehe zu Ende. Variiert werden im Wendekreis der Fische die Muster von Sehnsucht, Einsamkeit und Paarungen.

Matthias Politycki

Matthias Politycki, 1955 geboren, lebt in Hamburg und München. Der »größte lebende Sprachkulinariker unter den deutschen Dichtern« (Die Welt) hat seit 1987 – neben Essays, Romanen, Erzählungen und der preisgekrönten Jenseitsnovelle – regelmäßig Gedichtbände publiziert; seinen bislang letzten, Die Sekunden danach, rühmte der Focus als »Lyrikband eines Profis, effektsicher, formbewusst, intelligent, abwechslungsreich«.

Jenseitsnovelle

Hinrich Schepp ist unter die Sehenden geraten. Nach Jahrzehnten starker Kurzsichtigkeit möchte er den Frauen und ihrer grandioser Unbegreiflichkeit endlich auf den Grund kommen. Umso mehr, als er in seiner Stammkneipe eine verführerische Schönheit an der Bar beobachtet, die - für einen Schepp entsetzlich verwerflich und glückverheißend zugleich - von ihrer Begleiterin erst geküsst, dann sogar in den Hals gebissen wird. Sein Leben gerät endgültig in Schieflage, als ebenjene Frau wenig später wieder in seiner Kneipe auftaucht - als Bedienung. Aber was hat das alles mit den Notizen seiner Frau Doro zu tun, die er eines Morgens auf dem Schreibtisch findet? Und was mit dem dunklen kalten See, in den die Frischverstorbenen laut Doro alle hineinmüssen, um darin ein zweites Mal zu sterben? Matthias Politycki erzählt vom Glück und Unglück der Liebe und wie der Tod all ihre Gewissheiten zunichtemachen kann.

Jochen Schimmang

Jochen Schimmang, geboren 1948, studierte Politische Wissenschaften und Philosophie an der FU Berlin und lehrte an Universitäten und in der Erwachsenenbildung. Von 1978 bis 1998 lebte er in Köln, seit 1993 als freier Schriftsteller und Übersetzer. Jochen Schimmang ist heute in Oldenburg ansässig.

Das Beste, was wir hatten

Jochen Schimmang erzählt die Geschichte von Leo Münks, Verfassungsschützer, und Gregor Korff, Ministerberater. Ihre Köln-Bonner BRD-Welt gerät mit der Wende ins Wanken: Gregor erfährt, dass seine große Liebe, die ihn Mitte der Achtzigerjahre plötzlich verlassen hat, ein Stasi-Spitzel war; und Leo Münks wird ein Freund aus Berliner Studententagen, der ein Germania-Denkmal in die Luft sprengen will, beinahe zum Verhängnis. Schimmang, der Archivar der verschwindenden Dinge, hat einen Roman über die letzten Jahrzehnte der Bonner Republik geschrieben.