Kinderbücher im Medienwechsel

Projektbeschreibung
Die Phantasie des Kindes spiegelt sich in seiner Interpretation eines Textes wider: Belletristik wird zur Dramatik, die Semiotik des Theaters (Ton, Licht, Maske, Kostüm, Bühnenbild, Spiel etc.) eröffnet der Literatur neue Möglichkeiten, eine erzählte Welt darzustellen. Diese Vielfalt des auditiven und visuellen Erzählens einer Geschichte lernen GrundschülerInnen vorab in innerschulischen Veranstaltungen des Literaturhauses Rostock kennen. Sie erfahren von den wichtigsten Grundlagen dramatischer Gestaltung wie dem Aufbau einer Geschichte, der Charakterisierung der handelnden Personen, sowie theatraler Gestaltungsmittel. Die Kinder bekommen die Möglichkeit geboten, sich in sinnlich erfahrbaren Übungen auszutauschen.

Ein Kernanliegen ist es dem Volkstheater Rostock und dem Literaturhaus Rostock, für die bewusste Rezeption von Büchern und Theaterstücken und deren Vergleich, das Durchschauen von Strukturen und Wirkmechanismen sowie die Entwicklung von Kriterien zur Buch- und Theaterstückauswahl zu sensibilisieren. Ziel des Projektes ist es außerdem, Kinder schon im Grundschulalter interaktiv und unter theaterpädagogischer Begleitung an kindgerechte Literatur und Theater heranzuführen.

Stückbeschreibungen

Julia Donaldson
DER GRÜFFELO
ab 4 Jahren, mobil

"Der Grüffelo" ist 1999 ursprünglich als "The Gruffalo" in Groß Britannien erschienen. Im gleichen Jahr kam die deutsche Übersetzung von Monika Osberghaus auf den Markt. Geschrieben wurde das Buch von der Britin Julia Donaldson und illustriert hat es der Deutsche Axel Scheffler. Mittlerweile sind mehrere Millionen Exemplare verkauft und das Werk wurde in viele Sprachen übersetzt. Man kann bei dem Erfolgsprodukt von Donaldson/Scheffler von einem modernen Klassiker der Kinderliteratur sprechen. Es wird die Geschichte der kleinen Maus erzählt, die auf ihrem Weg durch den Wald drei Feinden begegnet: dem Fuchs, der Eule und der Schlange. Jedes Tier will die Maus mit einer vorgetäuschten freundlichen Einladung in ihr Haus locken um sie dann zu verspeisen. Mutig widersteht die Maus und erzählt den hungrigen Feinden von einem üblen Monster, das sie im Begriff ist augenblicklich zu treffen. Sie ist sehr überzeugend in ihrer Beschreibung des sogenannten Grüffelos. Die Feinde nehmen Reißaus und die Maus wird nicht gefressen. Als dann die Maus zu ihrem eigenen Entsetzen den Grüffelo, der doch existiert, leibhaftig trifft, befindet sie sich erneut in Lebensgefahr. Denn der Grüffelo eröffnet ihr: "Mein Lieblingsschmaus ist Butterbrot mit kleiner Maus." Aus der Erfahrung mit den drei Feinden weiß die Maus, dass nicht die Größe des Gegners entscheidend ist, solange sie schlau und geschickt ist. Sie bittet den Grüffelo darum, an einem kleinen Experiment teilzunehmen. Weil sie dem Grüffelo vorgeschwindelt hat, dass jedes Tier im Wald Angst vor ihr hat und das Monster sie deswegen unmöglich fressen kann, gehen beide durch den Wald und die Maus hofft, dass ihr Plan aufgeht. Natürlich trifft sie auf Fuchs, Eule und Schlange und alle drei sind fürchterlich beeindruckt von der tatsächlichen Existenz des Grüffelos. Das große einfältige Monster bemerkt nicht, dass die Tiere nicht die Maus fürchten, sondern ihn. Er ist fasziniert von der Autorität der Maus. Als sie ihm dann mitteilt, dass sie zum Essen etwas "Grüffelogrütze" vertragen könnte, stolpert das tapsige Ungeheuer so schnell ihn seine Pfoten tragen schockiert in die Tiefen des Waldes. Die Maus atmet tief durch, hat nun ihre Ruhe und kann genüsslich Nüsse knacken.

Claudia Schreiber
SULTAN UND KOTZBROCKEN
ab 4 Jahren, Ateliertheater

Die Geschichte von Sultan und Kotzbrocken ist ein schönes, lustiges und lehrreiches Märchen über einen faulen Sultan, der von seinem Kranführer - der ihn per Seilwinde täglich auf seinen Kissenberg hinaufmanövriert - aus seiner Lethargie gerissen wird. Schon der kleine Sultan muss sich im Nichtstun üben, damit er, wenn er mal groß ist, seine einzige Arbeit - eben das Nichtstun - perfekt beherrscht. So wird Sultan junior von seinen Dienern herumgetragen (selbst Laufen ist ihm nicht erlaubt) oder er schaut von seiner Aussichtsterrasse in den immer blauen Himmel. Als erwachsener Sultan ist er "großer Meister mit schwarzem Gürtel im Überhauptnichtstun" und unterbricht dies nur zum Heiraten: "Aufstehen, heiraten und wieder hinsetzen." Um oben auf die 99 Kissen seiner 99 Ehefrauen zu gelangen, wird ein Kranführer eingestellt. Dieser stellt sich jedoch so ungeschickt an, dass der Sultan -- anstatt auf seinen nichtstuenden Füßen -- mit einem großen Plumps auf seinem Sultanpopo landet. Wütend ruft er: "Du Kotzbrocken!", und sein sultanesischer Kranführer heißt von Stund an nur noch Kotzbrocken. Doch der Sultan wird immer unglücklicher mit seinem behüteten Leben und Kotzbrocken regt an, dass der Erhabene doch auch mal ein paar Dinge selbst unternehmen kann. So schlägt der Seilwindenspezialist vor, dass sein Herrscher alleine ein Bad nimmt, was zum lustigsten Geplansche in der ganzen Sultanbadegeschichte wird. Kotzbrocken geht mit dem Sultan auch in die Küche und bringt ihm bei, was es heißt, wenn Dinge einem schmecken oder nicht. Schließlich fährt der Sultan sogar in den Urlaub. Was für ein Spaß!

DIE WANZE
ab 10 Jahren, Ateliertheater oder TiS

"Ich heiße Muldoon, Wanze Muldoon. Ich bin Schnüffler - Privatdetektiv. Und wenn ihr es genau wissen wollt: ich bin der beste Schnüffler im gesamten Garten." In diesem Garten passieren seltsame Dinge: Seit einiger Zeit verschwinden Insekten. Einfach so. Irgendwas stimmt auch nicht mit den Ameisen, und außerdem lässt sich die Spinne auf der Terrasse blicken - sehr merkwürdig das alles. Aber Wanze Muldoon wäre nicht der beste Schnüffler unter den Insekten, wenn er die Sache auf sich beruhen lassen würde ... Wanze Muldoon ist ein Käfer und von Beruf Privatdetektiv. Aus Langeweile nimmt er einen eher uninteressanten Fall an: Ein Ohrenkneifer ist spurlos verschwunden. Muldoon kann den Fall lösen, und stößt bei seinen Nachforschungen auf jede Menge Ungereimtheiten. Erst als ihm jemand steckt, dass es geheime Verbindungen zwischen den Ameisen und den Wespen gibt, weiß Wanze Muldoon, dass dem Garten und seinen Insekten große Gefahr droht... Der zweite Teil: Gerade hat Muldoon die mörderische Spinne ausgeschaltet und schlürft seinen Lieblingsdrink auf seinem Stammplatz in Dixies Bar, als plötzlich die Erde zu beben scheint: Ein Igel stürzt durch die Rhabarberblätter, taumelt mitten hinein in die Feierabendstimmung der voll besetzten Kneipe - und fällt tot um. Unter den Krabblern macht sich Ratlosigkeit breit. Da taucht die kleine Flohdame Netta auf. Offensichtlich hat sie auf dem Igel gelebt, offensichtlich war sie dabei, als ihrem Wirtstier was auch immer zugestoßen ist. Doch ebenso offensichtlich ist Netta als Zeugin zunächst keine große Hilfe: Völlig verstört, blickt sie nur starr vor sich hin und kann - oder will? - sich an nichts mehr erinnern. Für Wanze Muldoon steht außer Frage: Dies ist sein neuer Fall!

In Zusammenarbeit mit dem Volkstheater Rostock.