Programmarchiv Literaturhaus Rostock

29. Juni 2016 | 20:00 Saša Stanišić: „Fallensteller“

Lesung und Gespräch Moderation: Jens Lippert [mehr]

Der schönste Platz ist bekanntlich an der Theke, und deshalb haben wir Saša Stanišić auch direkt einen Barhocker hinter dem Tresen des Café Marat überlassen. Von dort aus las er drei Geschichten aus seinem neuen Erzählband »Fallensteller«. Achtzig Gäste hatten sich eingefunden, um den Autor zu erleben - kundig moderiert von Jens Lippert, der als Redakteur der Literaturzeitschrift RISSE bereits Stanišićs Romane besprochen hatte. Auch viele Zuhörer kannten den Erstling »Wie der Soldat das Grammofon repariert«; den meisten war der Autor spätestens durch den Bestseller »Vor dem Fest« bekannt, für den Saša Stanišić der 2014 Leipziger Buchpreis zugesprochen wurde. Einem der Protagonisten aus »Vor dem Fest« konnte man an diesem Abend wiederbegegnen: Lada, der junge Mann, der dafür bekannt war, gerne mal ein Auto im See zu versenken, hat nämlich selbst angefangen zu schreiben, und Saša Stanišić trug dessen erste Geschichte, mit der Lada direkt auch für einen Literaturpreis nominiert worden ist, so gut vor, als stammte sie von ihm selbst. Und Lada ist nicht der einzige Mythos, der sich verselbständigt hat: Fürstenberg/Havel, das reale Vorbild des kleinen Roman-Ortes Fürstenfelde in der Uckermark, beginnt sich allmählich nach dem Vorbild des Romans umzugestalten - wegen der Literatur-Touristen, aber vielleicht auch, weil es einfach schön ist, wenn die Fiktion (zumindest, wenn sie bei aller List des Autors so menschenfreundlich ist) auf das richtige Leben übergreift. Auch viele neue Figuren konnte man kennenlernen, zum Beispiel den modernen Handlungsreisenden Georg Horvath, der sich auf einem Transatlantikflug selbst abhanden kommt, oder Marsriegel essende Schafhirten, die Besuch von der EU bekommen. Aber lest selbst!  Saša Stanišić, 1978 in Višegrad in Bosnien-Herzegowina geboren, lebt seit 1992 in Deutschland. Neben seinen Romanen und Erzählungen schreibt er auch essayistische Texte, die sich mit der aktuellen politischen Lage auseinandersetzen - mehr dazu hier. Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock

23. Juni 2016 | 20:00 Matthias Nawrat: „Die vielen Tode meines Opas Jurek“

Lesung und Gespräch Moderation: Ulrika Rinke [mehr]

Viele Tode musste Opa Jurek in seinem Leben sterben: im besetzten Warschau, nachts auf der Straße, wo er in der Sperrstunde deutschen Soldaten in die Arme läuft. In der „weltberühmten“ Ortschaft Oświęcim, in der er als Zwangsarbeiter den Todeshunger kennenlernt. In Opole, der vom Krieg zerstörten Stadt auf dem Mond, wo er vor den leeren Regalen seines Lebensmittelgeschäfts, noch immer sterbenshungrig, von mehrgängigen Mittagessen träumt. Und auch, als er schon längst mit Oma Zofia verheiratet ist und ihre Tochter sich in einen schulbekannten Delinquenten und Sohn regimekritischer Eltern verliebt, der sie nach Kanada entführen will … Denn da steigt Opa Jurek, inzwischen Direktor eines Warenhauses, für kurze Zeit zum erfolgreichsten Delikatessenverkäufer von Opole auf und findet sich, scheinbar unschuldig, in der Todesdunkelheit einer Zelle wieder. Diese herzzerreißend traurige, schaurig-komische Familiengeschichte verbindet Alltag und Politik, Straßenwitz und Kriegserfahrung, Autobiographisches und Fiktion zu etwas, das stärker nachwirkt als jede romanhafte Biographie. Entstanden ist der Schelmenroman eines polnischen Großvaters – ein lebendiger, an Zwischentönen reicher, aber auch abgründiger Roman über eine Familie vor dem Hintergrund der Geschichte Polens und Europas im 20. Jahrhundert. Matthias Nawrat, 1979 im polnischen Opole geboren, siedelte als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Bamberg über. Er studierte in Freiburg und Heidelberg Biologie, danach am Schweizer Literaturinstitut in Biel. Für seinen Debütroman „Wir zwei allein“ (2012) erhielt er u. a. den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis. Sein Roman „Unternehmer“ (2014), euphorisch besprochen und für den Deutschen Buchpreis nominiert, wurde u. a. mit dem Kelag-Preis und dem Bayern 2-Wortspiele-Preis ausgezeichnet. Matthias Nawrat lebt in Berlin. Eintritt: 7,- € / 5,- € * (einheitlicher Vorverkaufspreis: 6,- €) *Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes, Abonnent/innen des BÜCHER-MAgazins und Mitglieder im Literaturhaus-Verein Vorverkauf im Pressezentrum und bei mvticket.de Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock

18. Juni 2016 | 10:30 Auf den Spuren der Familie Mann

Literarischer Spaziergang mit Gerhard Weber [mehr]

Das Literaturhaus Rostock lädt ein zu einem Literarischen Spaziergang „Auf den Spuren der Familie Mann“ mit dem Fotografen und Archivar Gerhard Weber. Gerhard Weber sucht und findet die Geschichte(n) unserer Stadt in Archiven, Antiquariaten und in Gesprächen mit Zeitzeugen. Zuletzt veröffentlichte er den großartigen Text-Bild-Band „Kempowskis Rostock“. Doch auch die Schriftstellerfamilie Mann hinterließ einige Zeugnisse in der Hansestadt. In den Archiven ist belegt, dass der Urururgroßvater von Heinrich und Thomas Mann, Siegmund Mann (1687-1772), im Jahr 1711 nach Rostock zog. Noch heute erzählen die von der Familie Mann gestifteten Kirchenfenster in St. Marien von einer einflussreichen Kaufmannsfamilie. Wandeln Sie auf den Spuren der Familie Mann, hören Sie interessante Anekdoten und Wissenswertes zur Stadtgeschichte, Architektur und Literatur in Rostock! Treffpunkt: Kuhtor, Hinter der Mauer 2 Dauer: 10.30-12.30 Uhr Teilnahmegebühr: 5,- €

17. Juni 2016 | 20:00 EP-Release-Konzert: Diego Hagen, „Pusteblume“

Support: Anne Kalkbrenner (Gesang), FoxyJules straight outta Schlaraffenland (Rap), Rurouni Flojo (Singer/Songwriter), Thomas Linke (Gesang, Chaos&Milchreis)[mehr]

Diego Hagen ist Autor, Slam-Poet, Moderator und Musiker. Nachdem er in den letzten Jahren nicht nur die Rostocker Poetry-Slam-Bühnen unsicher machte, zweifacher Landesmeister MV und Master of Slam wurde, hat er sich im letzten Jahr der Musik verschrieben. Das Ergebnis ist die EP „Pusteblume“, aufgenommen in Eigenregie und komplett selbst eingespielt im heimischen Wohnzimmer. Diese Intimität ist dem Album anzumerken: Es geht um (Jugend-)Liebe, Freundschaft, das Erwachsenwerden und die Heimat Berlin. Die Texte sind poetisch und bildhaft, allerdings schlägt Diego Hagen hier, anders als in den meist humorvollen Slam-Texten, melancholischere Töne an. Für das Release-Konzert hat er sich einen bunten Strauß von Gästen eingeladen, die ihm helfen, die Songs live aufblühen zu lassen. Neben den Liedern der EP werden alle Gäste auch eigene Songs spielen – ein musikalisch abwechslungsreicher Abend ist garantiert. Eintritt: 7,00 € / 5,00 € * (einheitlicher VVK-Preis: 6,- €) *Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes und Mitglieder im Literaturhaus-Verein Vorverkauf im Pressezentrum und bei mvticket.de Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Straße 21, 18057 Rostock

14. Juni 2016 | 20:00 Michael Kraske: „Vorhofflimmern“

Lesung & Gespräch Moderation: Erik Münnich (Verleger und Lektor im freiraum-verlag Greifswald) [mehr]

Es soll ein Neuanfang sein: Der Fotograf Leo und die Ärztin Andrea ziehen mit ihrem 16-jährigen Sohn Milan von Hamburg in die sächsische Provinz, nach Liebbrehna. Und tatsächlich, das Paar kommt sich wieder näher, und Milan findet im Jugendclub „Rote Zora“ in David einen besten Freund. Alles scheint möglich, ausgerechnet hier. Doch als die selbsternannten „Heimatwächter“ Milan und David jagen, kommt es zwischen Andrea und Leo zum Konflikt: Sie will sich anpassen, er sich wehren. Immer stärker macht jeder seine Ängste mit sich allein aus und verstrickt sich in Misstrauen, Heimlichkeit und Lüge. Nach erfolglosen Versuchen, die Mitbürger aufzurütteln, stürmen Vermummte den Hof der Familie. Kurz darauf verschwindet Milans Freund David spurlos. Wie sehr fürchten wir, was uns fremd ist? Und wie gut kennen wir diejenigen wirklich, die uns vertraut sind? Was passiert, wenn das Unerträgliche normal geworden ist – in Ostdeutschland, in der eigenen Familie, in der Liebe? Michael Kraske liefert mit seinem literarischen Debüt „Vorhofflimmern“ eine Nahaufnahme einer ostdeutschen Kleinstadt, gegenseitiger Entfremdung und enthemmter rechter Gewalt. Michael Kraske, 1972 in Iserlohn geboren, hat Politikwissenschaft und Neuere Geschichte studiert und absolvierte die Journalistenschule in Hamburg. Seitdem schreibt er für Magazine und Zeitungen wie Stern, Die Zeit, Cicero oder Merian. Sein Romandebüt "Vorhofflimmern" erschien im März 2016 im Greifswalder freiraum-verlag. Zum Interview mit dem Autor bei Radio LOHRO hier entlang. Eintritt: 7,00 € / 5,00 € * *Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes, Abonnent/innen des BÜCHER-Magazins und Mitglieder im Literaturhaus-Verein Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock

07. Juni 2016 | 20:00 Reinhard Jirgl: „Oben das Feuer, unten der Berg“

Lesung & Gespräch Moderation: Ulrika Rinke [mehr]

Berlin, Oktober 2012: eine Geschichte aus dem kalten Frieden der Nach-Wendezeit. Eine Frau ist verschwunden – der ermittelnde Hauptkommissar findet Theresa schließlich am Grab ihrer Eltern. Zwei Tage und zwei Nächte saß sie dort im Schnee und erzählte ihnen ihre Geschichte: In Ostdeutschland geboren, ist Theresa bei Pflegeeltern aufgewachsen, denn ihre wirklichen Eltern sind als Oppositionelle inhaftiert. In den Siebzigern bekommt Theresa als Historikerin Zugang zu Geheimarchiven der DDR und erhält Einsicht in erschreckende Dokumente. Sie wird kaltgestellt, über das Jahr 1989 hinaus, denn ihr Wissen ist auch nach der Wende extrem gefährlich. Reinhard Jirgl erzählt in seinem großen Roman von einer unbekannten deutschen Geschichte: Der große bürokratische Umbau, den man die »Wende« nannte, hat intakt gelassen, was man vergangen glaubte. Seilschaften, Organisationen, Feindschaften. Das Gestern ist auch morgen nicht zu Ende. Jirgl, der »vielleicht wichtigste Autor der deutschen Gegenwartsliteratur« (Die Zeit), beschreibt die Herrschaft des Gestern über das Heute, der Mörder über die Opfer. Reinhard Jirgl, wurde 1953 in Berlin geboren, wo er auch heute lebt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Alfred-Döblin-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis und im Jahr 2010 mit dem Georg-Büchner-Preis den wichtigsten Preis für deutschsprachige Literatur. [Sein Werk erscheint im Carl Hanser Verlag, zuletzt der Roman „Nichts von Euch auf Erden“ (2012).]

Eintritt: 9,- € / 7,- € *

*Ermäßigung für Schüler/innen, Studierende, Inhaber/innen des Warnow-Passes, Abonnent/innen des BÜCHER-Magazins und Mitglieder im Literaturhaus-Verein

Ort: Literaturhaus Rostock, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock

07. Juni 2016 | 18:00 „Graal liegt an der Ostseeküste…“ – Autoren beschreiben die See

Ausstellungseröffnung[mehr]

Die Naturgewalt Meer zieht jeden in den Bann – auch Autoren, in deren Romanen und Erzählungen sich Beschreibungen der See finden. Für die Ausstellung wurden Texte deutschsprachiger Autoren ausgewählt, die sich in unterschiedlichster Weise auf das Meer beziehen. Den Textauszügen sind Schriftstellerporträts zugeordnet, die im Laufe der letzten Jahre im Literaturhaus Rostock entstanden sind, während die Autoren ihre eigenen Werke präsentierten. Zu den Porträtierten gehören u. a. Walter Kempowski, Judith Zander, Lutz Seiler, Judith Schalansky und Jochen Schmidt. Die ausdrucksstarken Schwarz-weiß-Fotografien sind teilweise zum ersten Mal ausgestellt. Der Fotograf: Reiner Mnich, 1959 in Wolmirstedt (bei Magdeburg) geboren, Diplom-Lateinamerika-Literaturwissenschaftler und wissenschaftlicher Dokumentar, war in den 90er Jahren als Mitarbeiter im Kulturamt der Hansestadt Rostock verantwortlich für die Projekte „Zustandsanalyse 40 Jahre DDR Kunst in öffentlichen Gebäuden und Räumen Rostocks“ und „Historische Kunstwerke im öffentlichen Raum der Hansestadt Rostock“. Seit 2005 ist er Geschäftsführer des Literaturhauses Rostock. Weitere Fotografien unter: http://www.mnich-fotos.de/ Textauswahl: Katrin Möller-Funck, Leiterin des Kempowski-Archivs Rostock Eintritt frei